Gram

[772] Gram, adv. welches nur mit den Zeitwörtern seyn und werden gebraucht wird, eine anhaltende mit Widerwillen verbundene Abneigung gegen eine Person oder Sache empfindend, da es denn die dritte Endung der Person erfordert. Es kommt im gemeinen Leben am häufigsten, zuweilen aber auch bey den Dichtern vor. Sit was sie mir iemer mere in ir herzen gram, Reinmar der Alte. Das ich valschen dingen were gram, eben derselbe. Esau ward Jacob gram, 1 Mos. 27, 41. Amnon der Thamar, 2 Sam. 13, 14; Absalom dem Amnon, v. 22. Ich bin euren Feyertagen gram und verachte sie, Amos 5, 21.


Ich bin den Lügen gram, ich suche keinen Zwist,

Haged.


Anm. Im Dän. und Schwed. gram, im Isländ. gram, gramur, im Angels. grame, im Pers. garm, in welchen Sprachen es auch zuweilen für zornig, erzürnet, gebraucht wird, welches vermuthlich auch die erste Bedeutung des Deutschen gram ist, so daß es zunächst zu dem Geschlechte des Wortes Grimm gehöret, S. dasselbe. Bey dem Notker ist Gremezi der Zorn.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 772.
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