Grätschen

[786] * Grǟtschen, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort haben erfordert, und nur im gemeinen Leben üblich ist, die Beine aus einander sperren, ingleichen mit ausgesperrten Beinen gehen. Im Niedersächsisch und Oberdeutschen greten, gräten, gritten, wovon auch das Diminut. grätscheln, im Oberd. gräteln, gratteln, üblich ist. Du grätest mit deinen Beinen gegen allen, so vorüber gingen, Ezech. 16, 25. Im Holländ. ghereten. In Baiern bedeutet graidsen gehen, schreiten, bey den Krain. Wenden gredem ich gehe, Lat. gradi. Siehe Grad, Anm. und Schreiten, welches durch Vorsetzung des Zischlautes daraus entstanden ist. Daher im gemeinen Leben grätschig; einen grätschigen Gang haben, im Gehen die Beine aus einander sperren, im Oberd. grätig, grittächt; der Grätscher, Grätschbein, der einen solchen Gang hat u.s.f.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 786.
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