Griff, der

[801] Der Griff, des -es, plur. die -e, Diminut. das Griffchen, Oberd. Grifflein, von dem Zeitworte greifen. 1) Das Greifen, die Handlung des Greifens. Einen Griff in etwas thun. Mit einem einzigen Griffe alles wegnehmen. Einen Griff zulassen. Der Falke, der Habicht gibt dem Hasen einen Griff, wenn er ihn mit den Klauen gewaltsam angreift. Etwas am Griffe haben, d.i. am Gefühle, es gleich greifen oder mit der Hand fühlen können. Vollständig heißt diese figürliche R.A. im gemeinen Leben, etwas am Griffe haben, wie der Bettler die Laus. Figürlich für Handgriff, d.i. die aus Übung und Erfahrung erlernete Art und Weise eine Sache zu behandeln: welche Bedeutung aber im Hochdeutschen ungewöhnlich ist.


Der weder Art noch Griff

Zum Steuern weiß noch kann,

Opitz.


Noch mehr, unerlaubte Handgriffe, Kunstgriffe im nachtheiligen Verstande. Allerhand Griffe gebrauchen, im gemeinen Leben Kniffe. Arge Griffe, listige Griffe, krumme Griffe.


Des Schelmen arger Griff, damit er uns will fangen,

Opitz.


Ein Weiser lebt, obgleich nicht krumme Griffe

Ihm Geld und Trost in Schränk und Kasten ziehen,

Haged.


2) So viel als man mit einem Griffe fassen kann, eine Hand voll, in einigen Fällen. Bey den Nadlern ist ein Griff Nadelschäfte eine Zahl von 25-40 Stücken, so viel nehmlich der Zuspitzer auf Ein Mahl in die Hand nimmt und zuspitzt. Auch figürlich!


Ein Haus, ein Landgut kann der Kleinen Habsucht stillen,

Da Stadt und Länder kaum der Großen Griffe füllen,

Haged.


[801] Ingleichen, so viel Raum, als man mit einem Griffe abmessen kann; wo dieses Wort im Forstwesen für Spanne gebraucht wird. S. Griffig. 3) Dasjenige, womit man greifet, in einigen einzelnen Fällen. So werden von den Jägern die Klauen der Raubvögel Griffe genannt. An den Hufeisen der Pferde ist der Griff das vorn hervor ragende Stück, womit das Pferd gleichsam in die Erde eingreift, zum Unterschiede der an beyden Seiten befindlichen Stollen. 4) Der Ort, wohin man greift. Vermuthlich nennen aus dieser Ursache die Fleischer dasjenige Stück Fett oder Talg, welches inwendig zwischen den Hinterkeulen alles schlachtbaren Viehes zu sitzen pfleget, den Griff. Noch mehr, derjenige Theil eines Werkzeuges, bey welchem man dasselbige angreift, um es zu führen; der Handgriff. Der Griff an einem Degen, das vornehmste Stück des Gefäßes. Der Griff an einem Dreheisen, an einer Ahle, an einer Violine u.s.f.

Anm. Im Nieders. Greep, Greppe, im Engl. Gripe, im Dän. Greeb. S. Greifen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 801-802.
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