Gucken

[843] Gucken, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort haben erfordert, mit kleinen neugierigen Augen sehen, welches im gemeinen Leben und in der vertraulichen Sprechart für sehen überhaupt gebraucht wird, so fern solches die Augen auf etwas richten, es gewahr zu werden suchen, bedeutet. Am Fenster meines Hauses guckte ich durchs Gitter, Sprichw. 7, 6. Der andere Jünger guckete ins Grab, Joh. 20, 5. Nach etwas gucken. In das Buch gucken. Dort jene Ziege guckt auf dich, Gell. Crispin mag sich verkleiden, wie er will, der Schelm guckt doch alle Mahl unter der Maske hervor. So auch in den Zusammensetzungen angucken, begucken, aufgucken, sich umgucken u.s.f.

Anm. Im Oberd. auch guggen, gauken, gutzen, bey einigen Hochdeutschen kucken, im Nieders. kiken, im Dän. kige, im Schwed. kika, koxa, im Schottländ. keyke, kyke, im Irländ. kighim, im Isländ. giägast. Ihre leitet es von dem Isländ. gaa, das Gemüth auf etwas richten, ab, welches aber wiederum eine Figur von sehen ist, indem die Verwechselung des Zischlautes mit dem Gaumenlaute mehrmahls vorkommt. Siehe Sehen und Schauen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 843.
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