Güst

[852] Gǖst, adj. et adv. welches im gemeinen Leben, besonders Niedersachsens, für unbefruchtet üblich ist, und besonders von Thieren gebraucht wird; im Hoch- und Oberdeutschen gelt, S. dasselbe. Güstes Vieh, welches entweder noch gar nicht, oder doch seit einigen Jahren nicht getragen hat. Eine Kuh gehet güst, wenn sie in diesem Jahre nicht tragbar ist, noch Milch gibt. So auch güste Schafe, Ziegen u.s.f. Zuweilen auch von Gewächsen. Güster Kohl, unfruchtbarer Kohl. Ingleichen von dem Acker. Ein güstes Land, ein hohes, unfruchtbares Land. Die Güste, an einigen Orten, die Brache; daher güst pflügen, brachen.

Anm. Im Nieders. wo dieses Wort eigentlich zu Hause ist, güst, göst, im Ostfries. gast. Im Dithmars. ist jüsen mager, ungemästet. Es gehöret mit dem gleichfalls Nieders. geest (S. dieses Wort,) ohne Zweifel zu dem Worte wüst, S. dasselbe. Im Schwed. ist gista, und im Wallis. gwystn, trocken, welches Ihre sehr unwahrscheinlich vom Engl. to gust, blasen, wehen, (S. Geist 1,) ableitet.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 852.
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