Hag, der

[894] * Der Hag, des -es, plur. die -e, ein im Hochdeutschen wenig mehr gebräuchliches Wort, welches indessen um der vielen davon gemachten Ableitungen und damit gemachten Zusammensetzungen willen nicht übergangen werden kann. Es bedeutete, 1) einen jeden Zaun, und eine jede einem Zaune ähnliche Befriedigung um einen Raum. So wurde es in dem ehemahligen Kriegswesen auch von einem Walle, ingleichen von einem Pallisadenwerke gebraucht, wovon Frisch Beyspiele anführet. Im Oberdeutschen ist es noch hin und wieder in diesem Verstande üblich, und im Hochdeutschen kommt Gehäge noch zuweilen in dem Verstande einer Einfriedigung mit Stangen u.s.f. vor. 2) In engerer Bedeutung, ein Zaun oder eine Einfriedigung von lebendigem Buschwerke, ein lebendiger Zaun, wofür im Hochdeutschen das davon abstammende Hecke, im gemeinen Leben Ober- und Niedersachsens aber auch Knick, üblich ist. In diesem[894] Verstande ist der Hagen noch in Niedersachsen üblich, so wie im Englischen Hedge, und im Franz. Haye, gleichfalls eine solche Hecke bedeuten. Das Schwed. Hag kommt mit dem Deutschen völlig überein. 3) Figürlich, ein Busch, ein Strauch; eine im Hochdeutschen gleichfalls veraltete Bedeutung. Theuerdank fiel mit dem Pferd in einen Hag, Theuerd. Noch mehr, 4) ein mit einem Hage eingeschlossener Ort, wofür jetzt Gehäge üblich ist. So wurde ehedem so wohl im Deutschen, als in den verwandten Sprachen, ein jeder eingefriedigter Acker, ein eingeschlossener Raum, ja oft ein Haus, ein Hof auf dem Lande, oder ein Dorf selbst, ein Hag genannt; welche Bedeutung auch die letzte Hälfte so vieler eigenthümlichen Nahmen der Örter auf -hagen hat, die in Niedersachsen so zahlreich sind, und welche Endung in Obersachsen in -hain und -hahn übergegangen ist. Indessen kann in vielen auch die Bedeutung eines Waldes Statt finden. Denn Hag wurde ehedem, 5) auch sehr häufig von einem Gehölze, einem Walde gebraucht, vermuthlich, so fern man die Hölzer zum Behuf der Jagd von Alters her zu hägen pflegte; so wie das Wort Forst von einigen auf eine ähnliche Art abgeleitet zu werden pfleget. S. Hain, welches noch in dieser Bedeutung üblich ist. Im Böhm. bedeutet Hag gleichfalls einen Wald.

Anm. In einigen Oberdeutschen Gegenden ist dieses Wort ungewissen Geschlechtes, das Hag. Die mittlern Latein. Haga, Haia, Haya, Heya, Haycium, u.s.f. kommen in allen obigen Bedeutungen, selbst eines Hofes, Hauses und Waldes, sehr häufig vor. S. Hägen, Hain, Hecke u.s.f.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 894-895.
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