Hägen (2)

[897] 2. Hägen, verb. reg. act. mit einem Hage oder Zaune, einfassen, und dadurch vor der Beschädigung verwahren. 1. Eigentlich. Einen Acker, ein Stück Wiese hägen, wo aber einhägen üblicher ist. In weiterer Bedeutung, auch auf andere Art, z.B. durch einen aufgeworfenen kleinen Graben, durch einen aufgesteckten Strohwisch u.s.f. oder auch nur durch ein bloßes Verboth vor Beschädigung oder dem Gebrauche anderer bewahren, wo es häufig von Grundstücken üblich ist. Eine Wiese hägen, sie mit dem Viehe nicht betreiben lassen. Einen Wald hägen, kein Holz darin fällen lassen. Junges angeflogenes Holz hägen,[897] es mit dem Viehe nicht behüthen lassen. Das Wild hägen, es schonen, nicht durch Jagen vermindern. 2. Figürlich. 1) Dulden, unterhalten, verbergen und beschützen, in einigen Fällen. Diebe bey sich hägen; daher im Oberdeutschen auch ein Häger einen Hehler bedeutet. Die Boßheit bey einem andern hägen, sie an ihm dulden und unterstützen. Einen Haß wider jemanden hägen, bey sich dulden und unterhalten. Viele Vorurtheile hägen. Einen Zweifel hägen. In weiterer Bedeutung oft nur für haben, von Vorstellungen, Gedanken u.s.f. Eine geringe, eine hohe Meinung von sich hägen. Wie können sie einen solchen Verdacht bey sich hägen? 2) * Sparen, zu Rathe halten; eine nur im Niedersächsischen übliche Bedeutung. Viel Geld zusammen hägen, sparen. Aufhägen wird daselbst für aufheben gebraucht. 3) * Fristen, verlängern; ein gleichfalls ungewöhnlicher Gebrauch.


Du wollest deines Nahmens wegen,

O Herr, mein Leben länger hegen,

Opitz.


4) Ein Gericht hägen, halten; ein noch in der Gerichtssprache mancher Gegenden üblicher Ausdruck, welcher von den Schranken hergenommen zu seyn scheinet, mit welchen man die Gerichtsplätze zu umgeben pflegte, besonders zu der Zeit, da die Gerichte noch unter freyem Himmel gehalten wurden.

So auch die Hägung.

Anm. Das Angels. hegian, Dän. hegne, und Schwed. haegna, bedeuten gleichfalls mit einem Zaune umgeben. Für schützen, kommt bey den Schwäbischen Dichtern auch heien, und Heie für Schutz vor, und noch jetzt sagt man im Österreichischen hayen für hägen. Die Niedersächs. hägen, gütlich thun, und Häge, Pflege, Vergnügen, Lust, gehören zu dem vorigen Zeitworte. Wenn in der ersten figürlichen Bedeutung der Nebenbegriff der Duldung, Unterhaltung und Schonung nicht so sehr hervorstäche, so könnte man hägen in derselben auch von dem veralteten heigen und eigen ableiten, welche noch bey dem Ottfried und Notker vorkommen, und haben bedeuten.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 897-898.
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