Hänseln

[970] Hänseln, verb. reg. act. welches das Diminutivum des noch im Nieders. üblichen Zeitwortes hänsen ist, in eine Hanse, d.i. in eine Gesellschaft aufnehmen. Da diese Aufnahme von Alters her mit gewissen lächerlichen und oft grausamen Gebräuchen begleitet war, die man gar bald für das Wesentliche der ganzen Sache zu halten anfing, so ist auch dieses Zeitwort denselben besonders eigen geworden, so daß es überhaupt, mit gewissen lächerlichen Gebräuchen zu etwas einweihen bedeutet. Die Begierde zu hänseln ging endlich so weit, daß auch noch jetzt Reisende, wenn sie zum ersten Mahle an gewisse Örter kommen, sich diesen Gebräuchen unterwerfen, oder sich von denselben los kaufen müssen; z.B. Seefahrende, wenn sie zum ersten Mahle unter die Linie kommen. Im Dän. hanse, im Franz. hanser. Bey den Handelsbedienten in Königsberg wird dieses hänseln kaisern genannt, indem es in Stoßung des Hintern an einen Stein, welcher Kaiser heißt, und zehen Ellen im Umfange hat, bestehet. Das ehemahlige Deponiren auf den Universitäten ist bekannt.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 970.
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