Haspel (2), der

[996] 2. Der Haspel, des -s, plur. ut nom. sing. in einigen Gegenden die Haspel, plur. die -n, ein Werkzeug, welches aus zwey oder mehr in das Kreuz befestigen Armen bestehet, welche um ihren gemeinschaftlichen Mittelpunct begweglich sind. Von dieser Art ist der Haspel, dessen man sich bedienet, das Gara von dem Spulen zu bringen es in Strähne oder Stücke zu verwandeln, und welcher daher auch ein Garnhaspel, Seidenhaspel, Zahlhaspel u.s.f. genannt wird; in mittlern Lat. Alabrum, von ala., ein Flügel, im Oberdeutschen eine Weise. Auch das horizontale Drehkreuz die Fußwege damit für Pferde und Wagen zu versperren, führet an einigen Orten des Nahmen eines Haspels. Noch häufiger bedient man sich des Haspels als eines Hebezeuges, Lasten damit zu bewegen. Da er denn aus einer auf zwey Stützen liegenden Welle bestehet, welche vermittelst einer Kurbel, oder kreuzweise durchgesteckter Stäbe umgedrehet wird. Wir die Welle vermittelst eines Rades umgedrehet, so heißt das Hebezeug eine Winde. Dahin gehöret der Haspel, dessen man sich im Bergbaue bedienet, Erz und Steine aus der Grube zu ziehen, und welcher auch der Rundbaum genannt wird, welches Wort aber eigentlich nur die Welle bezeichnet. Einen ähnlichen Haspel haben die Kupferdrucker an ihrer Presse, die obere Walze zu bewegen; so wie man sich bey Torturen auch zuweilen eines Haspels zur Ausdehnung der Glieder des Inquisiten bedienet.

Anm. Im Dän. Haspe, im Franz. Haspe, im Engl. Hasp, im Ital. Aspo, Naspo, Naspolo. Das -el an dem Deutschen Worte bezeichnet ein Werkzeug; nur die Bedeutung der ersten Sylbe hat bisher Schwierigkeiten gehabt. Frisch leitet sie von Haspe, ein Haken, ab, obgleich dieses Hebezeug nichts mit einem Haken gemein hat. Andere Wortforscher bekennen ihre Unwissenheit. Doch diese kann das Schwedische heben, wo ein Haspel Harfwel heißt, welches durch Verwechselung der Hauch- und Blaselaute aus Wirbel und werden, im Kreise herum drehen, entstanden ist. Vermittelst einer ähnlichen Verwechselung und der so sehr gewöhnlichen Vertauschung des r und s ist daraus auch unser Haspel entstanden, dessen wesentliche Eigenschaft gleichfalls die kreisförmige Bewegung ist. Schon die Griechen nannten ein Rad an einer Welle ἁρπεδονƞν S. Haspelpumpe und Haspeln.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 996-997.
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