Haube, die

[1000] Die Haube, plur. die -n, Diminut. das Häubchen, Oberd. Häublein, welches überhaupt eine jede oberste rundliche Bekleidung eines Dinges zu bezeichnen scheinet; besonders in folgenden Fällen. 1) Eine Bekleidung des Hauptes bey Menschen, eine Mütze. In der Oberplatz und andern Oberdeutschen Gegenden werden auch die Mützen des männlichen Geschlechtes Hauben genannt, in welcher Bedeutung dieses schon im Schwabenspiegel vorkommt. Daher die im gemeinen Leben üblichen figürlichen R.A. jemanden auf die Haube greifen, ihn scharf zusetzen; einem auf der Haube seyn, oder sitzen, genau auf ihn Acht haben, ihn genau beobachten.


Geld aber du dem Feinde auf die Hauben,

Opitz.


Die Söhne Aarons mußten Hauben, d.i. Hauptbinden, tragen, 2 Mos. 28, 40; Kap. 29, 9; Mos. 8, 13. In den Zusammensetzungen Bickelhaube und Sturmhaube hat es gleichfalls noch die alte Bedeutung einer jeden Bekleidung des Kopfes. Im Hochdeutschen ist es nur von einer Bekleidung des Hauptes des andern Geschlechtes üblich, wo man in manchen Gegenden bald eine jede Bekleidung des Hauptes, ein Kopfzeug, bald nur eine Art einfacher und ungekünstelter Mützen, bald aber auch nur die leinwandene und gemeiniglich mit Spitzen besetze Bekleidung unter der Mütze eine Haube zu nennen pfleget. Daher die Nachthaube oder Schlafhaube, Florhaube, Spitzenhaube u.s.f. In einigen Niedersächsischen Gegenden tragen noch die Jungfrauen bloße leinwandene Hauben, die Geschwächten und verehelichten Personen aber Mützen, Nieders. Hüllen. Daher sagt man in Niedersachsen, mit Ehren unter die Hülle kommen, d.i. mit Ehern eine Ehefrau werden, wofür man im Hoch- und Oberdeutschen mit Ehren unter die Haube kommen sagt, und alsdann eine Weiberhaube oder Mütze darunter verstehet. Die Kappe, welche dem Falken aufgesetzet wird, ihn zahm machen, heißt bey den Falkenieren gleichfalls die Haube, so wie die Jäger den zugespitzten Sack, worin sie den Dachs in seinem eigenen Loche fangen, eine Haube nennen. Einige nennen den zweyten Magen der wiederkäuenden Thiere, vermuthlich wegen einiger Ähnlichkeit mit einer Mütze, die Haube, und im Nieders. die Hülle. 2) Verschiedene Arten der Bedeckung oder der Bekleidung des obersten Theiles lebloser Körper. So wird der obere Theil des Mühlengehäuses an den Holländischen Windmühlen die Haube genannt. Bey den Kohlenbrennern ist die Haube eines Meilers die obere Schicht, welche aus kleinem Holze gemacht wird. In der Baukunst sind die Wälschen Hauben Arten von Kuppeldächern, welche nach zierlichen ausgeschweisten und eingebogenen krummen Linien zusammen gesetzet sind, am häufigsten bey Kirchthürmen und Lufthäusern gebraucht und auch Helmdächer genannt werden. In weiterer Bedeutung pfleget man auch ein jedes Kuppeldach zuweilen eine Haube zu nennen. S. Kuppel. 3) Der oberste Theil mancher Dinge, in einigen einzelnen Fällen. So wird an den Vögeln der obere Theil, welcher aus der Stirn, der Scheitel und dem Hinterkopfe bestehet, die Haube genannt. In einem andern Verstande führet[1000] diesen Nahmen der Schopf Federn welchen einige Vögel auf dem Kopfe haben. S. Haubendrossel, Haubensink, Haubenlerche, Haubenmeise. An den Hämmern hat der oberste mitelste Theil, in welchem sich das Auge befindet, den Nahmen der Haube. Im Böhmischen werden die Schwämme vermuthlich wegen ihres rundlichen Obertheils Hauba genannt.

Anm. Dieses lautet in der ersten Bedeutung im Nieders. Huve, im Dän. Hue, Huve, im Schwed. Hufwa, im Engl. How, Cois, im Wallis. Hwf, im Ital. Cofsia, im mittlern Lat. Coiffa, Cuphia, daher das Franz. Coeffe. Durch Vorsetzung des Zischlautes ist daraus Ital. Scuffia und alte Deutsche Schaube entstanden. Wachter leitet es von dem Griech. υφον, ein Gewebe, Frisch von Rufe, ein hohles Geschirr, Ihre aber von dem Gothischen Vaib, eine Hauptbinde, Haube, und vaiban, bekleiden her. Allein, da dieses Wort in allen Fällen, in welchen es gebraucht wird, sich auf das Obertheil einer Sache beziehet, so scheinet es vielmehr zu Haupt und Haufe zu gehören, so fern sie überhaupt etwas, das in seiner Art das oberste oder höchste ist, ausdrucken. S. auch Hoch.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1000-1001.
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