Heften

[1057] Hêften, verb. reg. welches das Factitivum von dem Neutro haften ist, haften machen. 1. Eigentlich, wo es durch den Gebrauch auf verschiedene einzelne Fälle eingeschränket worden, wo es zum Theil nur eine Befestigung auf kurze Zeit bezeichnet. 1) Mit Nägeln befestigen. Die Tischer heften eine Leiste, wenn sie selbige anleimen, und inzwischen bis der Leim bindet, mit einigen Nägeln befestigen. Die Philister hefteten Sauls Schedel an das Haus Dagon, 1 Chron. 11, 10. Und heftetens (das Blech) mit Nägeln, daß es nicht sollte wackeln, Es. 41, 7. Christus ward an das Kreuz geheftet. 2) Mit Stecknadeln[1057] befestigen; wo es besonders im Oberdeutschen für anstecken üblich ist, daher die Stecknadeln auch daselbst Heftel genannt werden. Eben daselbst sind auch die Diminut. hefteln, anhefteln, abhefteln, zuhefteln u.s.f. für anstecken, abstecken, zustecken üblich. 3) Vermittelst eine Bandes, für anbinden. So wird in dem Weinbaue der Wein geheftet, wenn die Weinreben und Schosse mit Stroh an die Pfähle gebunden werden. S. Hefte. 4) Durch Hefte und Schlingen, oder Haken und Öhren, wo besonders die Zusammensetzungen anheften, aufheften, abheften, zuheften u.s.f. üblich sind. 5) Am häufigsten gebraucht man es von der Befestigung durch Nähen, wo man es theils für nähen überhaupt gebraucht. Und sollt zween Ringe an den Leibrock heften, V. 27. So heften auch die Buchbinder die Bogen, wenn sie selbige auf der Heftlade mit Zwirn der Seide an einander befestigen. Jemanden etwas auf den Ärmel heften, oder ihm etwas aufheften, seine Leichtgläubigkeit mißbrauchen, ihn einer Unwahrheit bereden. Theils von dem Nähen mit weiten Stichen, zwey Dinge nur auf einige Zeit mit einander zu befestigen, welches bey den Schneidern auch anschlagen, in Niedersachsen aber rijen, rigen, reihen, anreihen, genannt wird. So werden zwey Stücke Zeuges, welche zusammen genähet werden sollen, zuvor geheftet. Auch die Wundärzte heften auf ähnliche Art die Wunden, damit die getrennten Theile zusammen wachsen. 2. Figürlich. Seine Augen auf etwas heften, sie auf eine anhaltende Weise auf etwas richten. Augen die oft schmachtend auf die seinigen geheftet sind.


Er sagts und heftete mit trauriger Geberde

Den Supplicanten-Blick voll Thränen auf die Erde,

Zachar.


So auch seine Gedanken, seine Aufmerksamkeit auf einen Gegenstand heften. Man flattert von einem Gegenstande zum andern, ohne sich auf irgend einen heften zu können.

Das Hauptwort die Heftung ist nur in den Zusammensetzungen üblich. Doch kommt es auch in dem einfachen Worte zuweilen in figürlichen Verstande vor.

Anm. Schon in dem übersetzten Isidor heftan, bey dem Ottfried aber haftan, im Nieders. und Holländ. hechten, im Schwed. haefta, im Isländ. hefta. Aus dem erstern erhellet zugleich, daß es ehedem in einem viel weitern Umfange der Bedeutung üblich gewesen, weil daselbst heftida auur zi so viel ist, als er fügte von neuem hinzu, und in Boxhorns Glossen wird heftan durch nectere erkläret. Bey dem Tschudi bedeutet heften in Verhaft nehmen. Diejenigen, welche dieses Wort und dessen Ableitungen häften schreiben wollen, weil das Neutrum haften ein a hat, bedenken nicht, daß das Neutrum und Activum in vielen andern Fällen auf ähnliche Art unterschieden sind; z.B. hangen und henken, laben und leben, prallen und prellen, darben und verderben, schallen und schellen, nassen und netzen, schwanken und schwenken u.s.f.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1057-1058.
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