Heftig

[1058] Hêftig, -er, -ste, adj. et adv. einen hohen Grad der innern Stärke habend, und bemühet, denselben thätig zu erweisen, ingleichen in dieser Eigenschaft gegründet. 1) Überhaupt. Ein heftiges (großes) Feuer, Es. 64, 2. Die Ströme werden sich heftig ergießen, Weish. 5, 23. Eine Stadt heftig stürmen, 1 Macc. 15, 25. Als die Schlacht am heftigsten[1058] war, 2 Macc. 10, 29. Die Hitze ist so heftig, daß niemand dauern kann. Eine heftige Kälte. Das schmerzet mich überaus heftig. Ein heftiges Fieber. In dem heftigsten Sturme, Regen, Ungewitter. Ein heftiger Anfall. Eine Sache auf das heftigste vertheidigen. Heftig bitten. Der Trieb zur Einsamkeit ist weit heftiger, als der Trieb zum gesellschaftlichen Leben. Besonders von Leidenschaften und Gemüthsbewegungen. Eine heftige Liebe. Jemanden auf das heftigste lieben. Heftig weinen. Ein heftiger Zorn. Eine heftige Begierde. Zu heftig oder zu wenig begehren und verabscheuen ist ein innerlicher Krieg unsers Willens mit dem Verstande, Gell. 2) In engerer Bedeutung, zu starken Gemüthsbewegungen und Leidenschaften geneigt, und in dieser Neigung gegründet. Er ist ein sehr heftiger Mann. Eine heftige Natur, ein heftiges Temperament haben. Ich ward bey dem Streite warm und sogar heftig.

Anm. In Dän. heftig, im Schwed. heftig. Die wahre Abstammung dieses Wortes ist noch ungewiß, weil mehrere Wörter, und wie es scheinet, mit ziemlich gleichem Rechte darauf Anspruch machen können. Bey dem Ottfried, Notker und Tatian kommt das Wort hebig vor, welches daselbst schwer, groß, wichtig, heftig bedeutet, zu dem Zeitworte heben gehöret, und das Stammwort von unserm erheblich ist. Das Angels. hefig, Nieders. hevig, und Engl. heavy bedeuten gleichfalls wichtig, schwer, groß, heftig, sehr. Daher Wachter unser heftig mit vorzüglicher Wahrscheinlichkeit von diesem hebig ableitet. Frisch lässet es zunächst von heften abstammen, und erkläret es, woran man als geheftet ist. Ihre siehet das Isländ. Heipt, Zorn, Wuth, als das Stammwort an, und wird darin von der Nieders. Mundart unterstützet, wo eine hatske Kälte eine heftige Kälte bedeutet, von Haat, Haß. Allein da heftig nicht bloß auf den Zorn allein eingeschränket ist, das Isländ. Heipt auch allem Ansehen nach zu dem Nieders. Haat, Haß, und mit demselben zu Hitze gehöret, so scheinet Wachters Ableitung den Vorzug zu verdienen. Luthers Oberdeutsches heftiglich ist im Hochdeutschen veraltet.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1058-1059.
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