Heiland, der

[1069] Der Heiland, des -es, plur. die -e. 1) * Überhaupt, eine Person, welche uns Heil, d.i. Glückseligkeit, Wohlfahrt, verschaffet, besonders nach einem vorher uns widerfahrenen Übel; ein Erretter, ein Befreyer, Heilbringer. Der Herr erweckte ihnen einen Heiland, der sie erlößte, Athniel, Richt. 3, 9. Und der Herr gab Israel einen Heiland, der sie aus der Gewalt der Syrer führete, 2 Kön. 13, 5. Und werden Heilande herauf kommen auf den Berg Zion, das Gebirg Esau zu richten, Obadja v. 21. Und so in andern Stellen mehr. In dieser weitern Bedeutung ist es im Hochdeutschen veraltet, wo man es 2) nur in engerer und vorzüglicher Bedeutung von der zweyten Person des göttlichen Wesens gebraucht, so fern sie als Gottmensch der Urheber unserer gesammten geistlichen Wohlfahrt ist, da es denn zunächst den Hebr. Nahmen Jesus ausdruckt, ישוע, ein Heiland, von ישע, heilen.

Anm. Die letzte Sylbe hat bey einigen Wortforschern Schwierigkeiten gefunden. Die ungereimteste Ableitung ist wohl die, da man dieses Wort als ein zusammen gesetztes von Heil und Land ansiehet, und es durch eine Person erkläret, welche Heil in das Land bringet; ein sehr alter Einfall, welcher schon den guten Ottfried irre geführet hat


Er giheilit thiz lant

Heiz inan ouh Heilant,


sagt er B. 1, Kap. 8. Richtiger sehen Wachter und andere dieses Wort als das alte Mittelwort von dem Zeitworte heilen an, für Heilend, weil die Franken und Alemannen, ja noch selbst die heutigen Oberdeutschen diese Mittelwörter häufig auf -and machen, so wie sich die Zeitwörter bey ihnen auf -an statt -en endigen; wie Sceffant, für Schöpfer u.a.m. Frisch ist zwar damit nicht zufrieden, sondern hält Heiland für ein Abstractum, welches eigentlich das Heil selbst bedeute, und aus Heilat, für Heilde, entstanden sey, so wie aus Heimde, Heimath, und aus Läumde, Leimund geworden ist. Allein seine Gründe sind bey weitem nicht hinreichend. Zwar gebrauchen Kero Heilantii, und Ottfried Heiland, einige Mahl für das Heil selbst, allein warum sollte nicht dieses eben so gut das Mittelwort seyn können? Bey dem Kero ist Heilantii eine Übersetzung des Lat. Salutare. Notker gebraucht von Christo das Wort Haltende, der Übersetzer Isidors nennt ihn den Nerrendhin Druhtin, von dem alten nähren, befreyen wovon wir noch das Neutrum genesen haben, Ulphilas aber Nasjands, von eben diesem Worte, und im Angels. heißt er Nerigend; welche wohl unstreitige Mittelwörter und gewiß keine Abstracta sind. Übrigens kommt für Heiland bey dem Ottfried und andern, bis in das 15te Jahrh. auch das jetzt veraltete Heiler, für Salvator, selbst in der weitern Bedeutung eines Arztes vor.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1069.
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