Heute

[1165] Heute, in einigen Fällen auch nur heut, ein Nebenwort der Zeit, an dem gegenwärtigen Tage, an diesem Tage; im Gegensatze des gestern und morgen. 1) Eigentlich. Ich habe ihn heute noch nicht gesehen. Wirst du heute noch kommen? Heute Morgen, heute früh, heute Abend, heute Mittag, heute Nacht, diesen Morgen u.s.f. wenn sie zu dem gegenwärtigen Tage gehören, sie mögen übrigens verflossen seyn, oder noch bevor stehen. Für heute hat er sich schon empfohlen. Für heute ist es genug. Dahin auch die sprichwörtlichen R.A. Heute mir, morgen dir; heute roth, morgen todt. Heute König, morgen todt, Sir. 10, 12. Heut oder morgen, d.i. künftig einmahl. Heut oder morgen möchten eure Kinder zu unsern Kindern sagen, Jos. 22, 24. Wenn er heut oder morgen sterben sollte. Er mag nun heut oder morgen kommen, er mag kommen, wenn er will. Lieber heut als morgen, je eher, je lieber. Er ist so vergafft in sie, daß er sie lieber heut als morgen nähme, Less. 2) Heut zu Tage, zu der gegenwärtigen Zeit in welcher wir leben, heutiges Tages.

Anm. Bey dem Kero hiutu, bey dem Ottfried und Notker hiuto, hiut, bey dem Ulphilas hita. Es ist ohne Zweifel aus dem alten Fürworte ha, he, hi, dieser, Hebr. ה#, und Tag,[1165] mit Verschluckung des Hauchlautes, so wie das Latein. hodie aus hoc die, zusammen gezogen. Ähnliche Zusammenziehungen sind heint, für diese Nacht, und heuer, für dieses Jahr. Die Niedersachsen gebrauchen dafür van, van Dage, oder dalink, heute, van der Weke, diese Woche, vant Jahr, heuer, van der Tydt, jetzt. Da dieses Fürwort ehedem auch hin lautete, wie aus dem Gothischen hina dag, für heute, erweislich ist, so lautet dieses Wort auch in den gemeinen Mundarten noch häufig heint, heunt und hinte.


Denke, wenn er sich im Zorn erregte,

Über dir heunt das Gerichte hegte,

Gryph.


S. Heint. Das verkürzte heut für heute wird außer den oben angeführten sprichwörtlichen R.A. und außer der Dichtung am sichersten vermieden. Das verlängerte Oberdeutsche anheut für heute kann man den Kanzelleyen überlassen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1165-1166.
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