Hochmuth, der

[1226] Der Hochmuth, des -es, plur. car. der hohe, erhabene Muth. 1) * Die Freude, und die Fertigkeit, stets vergnügt zu seyn, im Gegensatze des Unmuthes; eine veraltete Bedeutung.


Der cleinen vogel freude ist gros

Si freuwent sih der liehten tage

Di alder welte bringent hohgemuete,

Graf Kraft von Toggenburg.


Gen der lieben hat ich wol gedaht

Das si mir solte hohgemuete geben

O we nu krenket si den minen muot,

Jac. v. Warte.


Sit ih ane froeide und ane hoh gemuete var,

Heinr. von Stretlingen.


Das ich die swere gar verbere

Vnd iemer hohes muotes were,

Reinmar der Alte.


Und so in andern Stellen mehr, wo auch das Bey- und Nebenwort hochgemuot, für fröhlich, wohlgemuth, häufig vorkommt. 2) * Erhabene, edele Gesinnung, Hoheit des Geistes, Großmuth; eine gleichfalls veraltete Bedeutung, in welcher so wohl das Hauptwort, als auch das Bey- und Nebenwort hochgemuth[1226] bey den Schwäbischen Dichtern mehrmahls vorkommt. Das Dän. Hoimood hat diese Bedeutung noch.


Swenne ich bi der hochgemuoten bin,

Rudolph von Rotenburg.


In dieser Bedeutung scheint auch Gryphius den sonst ungebräuchlichen Superlativ höchstmüthig zu gebrauchen: Eichen werden, ob sie gleich öfters den heftigsten Stürmen unterworfen – selbst unter dem Rauschen der erzürnten Wellen höchstmüttig bestehen. 3) * Übermuth, Frevel, welche Bedeutung gleichfalls nicht mehr üblich ist. In einem handschriftlichen Statdtrechte des Königreiches Böhmen heißt es Kap. 52: Diß heißt und ist ein Hochmutt, Erstlich, wenn einer jemanden seine Walde, Wiesen, Beume, Weinstöcke abhauet. Zum andern, in Flußwassern, Bächen, Gräben, behaltene Fische oder Krebse fienge. Zum dritten über beschehenes Verboth auf frembden Gründen, außerhalb freyem Wege und Stege ritte oder gienge u.s.f. 4) Die Fertigkeit, sich bey der Beurtheilung seiner Verhältnisse ungegründete Vorzüge beyzulegen, und dieses zu äußern. Äußert sich diese Gesinnung durch die ungeordnete Begierde auch zu andrer Urtheil von diesen ungegründeten Vorzügen, so wird es eigentlich Stolz; obgleich beyde Ausdrücke häufig mit einander verwechselt werden. Jemanden etwas als einen Hochmuth, für einen Hochmuth auslegen. Hochmuth mit etwas treiben, darauf hochmüthig seyn, ist nur noch im gemeinen Leben üblich, so wie auch die biblische R.A. Hochmuth üben, Ps. 31, 24, ungewöhnlich ist. Vielen Hochmuth haben, besitzen. Sprichw. Hochmuth gehet vor dem Falle. An einigen Orten wird auch die Guckgucksblume, Lychnis Flos cuculi L. Hochmuth genannt.

Anm. Schon in dieser vierten Bedeutung bey dem Notker Hohmuoti, im Nieders. Homood, Homisse, im Dän. Hovmood, im Schwed. Högmod, im Angels. Heahmod, bey dem Ulphilas Hauhhairtei, Hochherzigkeit. Im Oberdeutschen hat man auch das Zeitwort hochmüthigen, aus Hochmuth verhöhnen, Nieders. verhomodigen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1226-1227.
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