Höke, der

[1261] Der Höke, des -n, plur. die -n, oder der Höker, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die Hökinn oder Hökerinn, ein nur im gemeinen Leben übliches Wort, eine Person, welche geringe Waaren, besonders aber Eßwaaren im Kleinen verkauft; in der anständigern Sprechart ein Victualien-Händler, und wenn er besonders mit Obste handelt, ein Obsthändler, für Obsthöke. Daher der Käsehöke, Häringshöke, Tabakshöke u.s.f.

Anm. In den gemeinen Mundarten wird dieses Wort bald Hocke, Höcke und Höcker, bald Häker, Häcker, bald Hucker und Huker geschrieben und gesprochen. In dem Augsburg. Stadtrechte aus dem 13ten Jahrh. Hucker, in andern Oberdeutschen Gegenden Hägler, Hofer, im Angels. Hoeca, im Engl. Hawker, im Dän. Höker, im Schwed. Hökare, im Latein. bey dem Festus Coctio, im spätern Lateine Cocio, Coccio, wovon das heutige Franz. Coquin abstammen soll. Man hat viele und zum Theil seltsame Ableitungen von diesem Worte in Vorschlag gebracht. Skinner leitet es von Hawk, ein Habicht, ab, wegen der Gewinnsucht dieser Leute; Junius von Hoek, ein Haken, aus eben diesem Grunde, das Bremisch-Nieders. Wörterbuch aber, weil sie ihre Waaren gemeiniglich an Haken hangen haben; Wachter von hocken, niedersitzen, oder auchen, vermehren; Frisch von dem erstern: Haltaus von Hocke, eine Bürde, und hocken, gekrümmt einher gehen; Ihre endlich von dem alten Holländ. Oeker und Hoeker, Gewinn, anderer zu geschweigen. Noch eher könnte man auf das alte heyen, schreyen, Franz. hucher, fallen, von welchem Hucagium im mittlern Lat. den Ausruf des zum Verkaufe bestimmten Weines, und im Engl. to hawk noch jetzt zum Verkaufe ausrufen bedeutet, da denn Höker eigentlich einen Krämer bedeuten würde, der seine Waaren ausruft. Übrigens werden die Höken oder Höker im Oberdeutschen auch Fratschler, Pfragner, Pfragler, Greisler, Grempen, Grempler, welches aber überhaupt einen Krämer zu[1261] bedeuten scheinet, im Nieders. Schmeerhäker, Fettspeiser, in Dresden Büdchensmänner u.s.f. genannt.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1261-1262.
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