Hungertuch, das

[1328] Das Húngertūch, des -es, plur. die -tǖcher, eigentlich, dem Frisch zu Folge, in einigen Gegenden, dasjenige schwarze Tuch, womit in der Fasten der Altar behänget wird, und dessen Nahme eine Anspielung auf die um diese Zeit in der Römischen Kirche übliche Enthaltung von dem Fleische ist. Im Hochdeutschen kennet man dieses Wort nur in der im gemeinen Leben üblichen figürlichen R.A. am Hungertuche nagen, d.i. Mangel an den nothwendigsten Bedürfnissen leiden, sich armselig behelfen. In der niedrigen Sprechart sagt man dafür, die Hungerpfoten saugen, eine vermuthlich von dem Bär entlehnte Figur, der im Winter seine Nahrung aus seinen Tatzen sauget.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1328.
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