Indem

[1373] Indm, eine aus in und dem, der dritten Endung des Fürwortes das, oder dieses, zusammen gezogene Partikel; welche auf doppelte Art gebraucht wird.

1. Als ein Nebenwort der Zeit, für in diesem Augenblicke, diesen Augenblick, wo es doch nur im gemeinen Leben und der vertraulichen Sprechart üblich ist, und besser getheilt geschrieben wird, in dem. Er ist in dem weggegangen. Er wird in dem kommen. Ich habe ihn in dem gesehen. Im Schwed. i thy. In dem Theuerdanke heißt es in dieser Bedeutung vollständiger: in demselben (nehmlich Augenblicke) gieng der Held her, Kap. 90.

2. Als ein Bindewort, und zwar 1) eine Zeitfolge zu bezeichnen, da es denn derjenigen Sache zur Begleitung dienet, welche mit einer andern zugleich geschiehet, eine Coexistenz zu bezeichnen; für da oder als. Es stehet alsdann so wohl im Vordersatze, als im Nachsatze. (a) Im Vordersatze. Indem er stille stand, bemerkte er, daß u.s.f. oder, er bemerkte, indem[1373] er stille stand, daß u.s.f. Dort, sagte er, indem er zu dem Fenster hinaus sahe, ist der Knabe. Indem sie ihm danken wollte, ging er weg. Er hat sie schon, indem er angekommen, an ihrem Fenster wahrgenommen, Gell. Zuweilen mit so und da im Nachsatze.


Indem nun Sylvia sich nach dem Bande bückt,

So küßt sie ihn geschwind,

Gell.


Und indem ich drauf merkte, siehe, so kommt ein Ziegenbock, Dan. 8, 5. Indem er aber also gedachte, siehe, da erschien ihm ein Engel, Matth. 1, 20. (b) Im Nachsatze. Wenn sich mich nicht verrathen wollen, sagte er, indem er den Finger auf den Mund drückte. Der Strom ergrifft ihn, indem er sichs am wenigsten versahe. Sohn, fing der Vater an, indem er sterben wollte, Gell. Mein Herz erweitert von einem frohen Stolze, indem eine Thräne in meinen Augen stehet, Dusch. Wo es aber oft gemißbraucht wird, besonders von ungeschickten Übersetzern, welche die Participial-Construction der Franzosen mit en durch dieses indem zu geben suchen, wenn gleich im Deutschen ein bloßes und oder nachdem, oder ein anderes Bindewort stehen sollte. Er stieg in die Kutsche, indem er dem Fuhrmann einen besondern Weg zeigte; für, nachdem er – gezeigt hatte. Er umarmte ihn, indem er weinte; für, und weinte. Eben so fremd klingt es im Deutschen, wenn es die Stelle des Bindewortes wenn vertreten muß. Ich will sogar meine Vernunft vergessen, indem ich mit ihnen rede, Gell.

2) Eine Ursache zu bezeichnen, für weil; wo es alle Mahl im Nachsatze stehet, und eine Figur der vorigen Bedeutungen ist. Sie verließ das Haus ihres Vaters, indem sie ihren Freund wieder zu finden hoffte. Er hatte es ihm oft versprochen, indem er dieses Verlangen für billig hielt. Er wurde ein trauriger Gesellschafter, indem der Gram alle seine Lebhaftigkeit verzehret hatte. Im Oberdeutschen ist dafür auch immaßen üblich.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1373-1374.
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