Jucken

[1442] Jucken, verb. reg. welches auf doppelte Art gebraucht wird.

1. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben, den ersten und leichtesten Grad des Schmerzens verursachen, welches von[1442] salzigen Feuchtigkeiten geschiehet, wenn sie die Nervenfäserchen unter der Haut reitzen; eine Empfindung, welche das Mittel zwischen einer angenehmen und schmerzhaften Empfindung ist. Es wird als ein unpersönliches Zeitwort und zwar am häufigsten mit der vierten Endung der Person gebraucht. Die Haut, der Fuß, der Finger juckt mich, ich habe diese Empfindung an der Haut, an dem Fuße, an dem Finger. Nun juckt mich das Schienbein abscheulich, Gell. Auch ohne Person. Die Wunde juckt, verursacht diese Empfindung. Sie kratzt sich, so lange ihre Haut noch juckt. Figürlich, doch nur im gemeinen Leben. Der Buckel juckt ihn, sagt man von jemanden, der gleichsam nach Schlägen ringet; die Ohren jucken ihn, wenn jemand eine unruhige Begierde nach Neuigkeiten blicken lässet. Oft wird es auch mit der dritten Endung der Person gebraucht. Nach dem ihnen die Ohren jucken, 2 Timoth. 4, 3. Daher das Jucken, des -s, plur. car. diese Empfindung selbst, und in engerer Bedeutung, besonders in Niedersachsen, die Krätze.

2. Als ein Activum, eine juckende Stelle reiben oder kratzen, doch nur im gemeinen Leben. Wenn sich das Kind oft in der Nase juckt so hat es Würmer. Ich will dich jucken. Sprichw. Jucken und Borgen thut nur kurze Zeit wohl.

Anm. Im Nieders. jöken, im Holländ. jeuken, im Engl. to yuck, im gemeinen Leben der Hochdeutschen auch jücken. Es gehöret zu dem Geschlechte des Wortes Eck, und dem veralteten ecken, stecken, brennen, wovon es vermittelst des vorgesetzten j gebildet worden. S. Ecke und Ekel. Um deßwillen ist auch die vierte Endung der Person bey dem Neutro richtiger als die dritte, weil jucken eigentlich ein thätiges Zeitwort ist, welches als solches die vierte Endung erfordert.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1442-1443.
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