Kalmäuser, der

[1471] Der Kalmäuser, des -s, plur. ut nom. sing. ein Mensch, welcher sich in der Einsamkeit einem anhaltenden Nachdenken überlässet. Daher das Zeitwort kalmäusern, in der Einsamkeit dem[1471] Nachdenken nachhängen. Man hat von diesem fremd klingenden Worte allerley seltsame Ableitungen versucht. Frisch lässet es von kahle Maus, d.i. Fledermaus, Franz. Chauvesouris, abstammen, weil ein solcher Mensch seine Tage in der Einsamkeit zubringe, wie eine Fledermaus in der Finsterniß, andere von dem Hebr. כל-מוסר, alles wissen, anderer Muthmaßungen zu geschweigen. Die letzte Hälfte ist ohne Zweifel das ehemahlige Nieders. musen, Engl. to muse, Holländ. muisen, muiseneren, scharf nachdenken, S. Muße, wovon auch Duckmäuser abstammet, S. dasselbe. Die erste Hälfte, welche den meisten Wortforschern die dunkelste gewesen ist, scheinet kalm, stille, ruhig, (S. das folgende,) zu seyn, Kalmäuser für Kalmmäuser. Beyde Begriffe, so wohl der Stille, der Einsamkeit, als des Nachdenkens, sind mit diesem Worte wesentlich verbunden.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1471-1472.
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