Kirsche, die

[1590] Die Kirsche, plur. die -n, eine Art des Steinobstes, welche in einer runden gemeiniglich sehr saftigen Frucht an einem langen dünnen Stiele bestehet, und die Frucht des Kirschbaumes oder Kirschenbaumes ist; Prusus Cerasus L. Gartenkirsche oder zahme Kirsche, zum Unterschiede von einigen wilden Arten. Es gibt derselben sehr vielerley Arten, welche nicht überall einerley Nahmen führen. S. Ammer, Weichsel, Herzkirsche u.s.f. Figürlich werden auch einige andere wilde Früchte wegen der Ähnlichkeit ihre Gestalt Kirschen genannt, wohin die Vogelkirsche, Prunus Padus avium L. die wilde Kirsche, Ahlkirsche oder Faulbeere, Rhamnus frangula alnus L. die Judenkirsche, Physalis Alkekengi L. die Wälsche Kirsche, Hornkirsche oder Kornelkirsche, Cornus mascula L. die kleine wilde Kirsche, Lonicera alpigena L. und andere mehr gehören.

Anm. Der Nahme dieser Frucht lautet in den Monseeischen Glossen mit versetztem r Chriesi, im Oberd. Kyrse, Kerse, Kerste, im Nieders. und Holländ. Karse, Kasse, Karsebeer, Kassebeer, zusammen gezogen Kasper, im Dän. und Schwed. [1590] Kirsebär, im Angels. Cyrse, im Franz. Cerise, im Ital. Ciregia, im Engl. Cherry, im mittlern Lat. Ciriegus, im Epirotischen Chierssy, im Alban. Kjerssi; alle aus dem Latein. Cerasum und Griech. κερασον, indem das ganze westliche und nördliche Europa diesen Baum aus Italien bekommen hat. Nach dem Plinius hat Lucull nach seinem Kriege mit dem Mithridates 73 Jahr vor der christlichen Zeitrechnung die Kirschen von Cerasum oder Cerasuntis, einer Stadt in Pontus, welche jetzt Chinisonda heißt, nach Rom gebracht, und die gemeine Meinung will, daß sie von dieser Stadt den Nahmen haben. Allein, da diese Frucht auch nicht in klein Asien, sondern in wärmern Ländern Asiens einheimisch ist, der Nahme sich auch schon in andern morgenländischen Sprachen findet, wie in dem Persischen Keras, so ist glaublicher, daß die Stadt von der Frucht den Nahmen habe, und daß dieser mit Korn, Kern, Hirse, entweder den Begriff der Ründe, oder auch einer eßbaren Frucht überhaupt ausdrucke. Verwandt ist damit der Nahme der Kriechen, einer kleinen runden Art Pflaumen, Holländ. Crieke. Frischens Ableitung von κερασαι, mischen, weil man den Wein mit Kirschsaft vermischet, ist endlich seltsam genug.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1590-1591.
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