Kiste, die

[1592] Die Kiste, plur. die -n, Diminut. das Kistchen, Oberdeutsch Kistlein, zusammen gezogen Kistel, ein Wort, welches mit Kasten überhaupt genommen, gleich bedeutend ist, und auch in Niedersachsen, in allen Fällen, wo das Wort Kasten gebraucht wird, statt desselben gangbar ist. Selbst in einigen Oberdeutschen Gegenden sind Geldkiste für einen Geldkasten, Kleiderkiste für Kleiderkasten, Todtenkiste für einen schweren Sarg mit einem erhabenen Deckel, (Nieders. Rüstkiste, von Rast, Ruhe,) üblich. Kisten und Kasten voll haben, im gemeinen Leben. Sprichw. Bey einer offenen Kiste sündiget auch wohl ein Gescheuter, Gelegenheit macht Diebe. Am häufigsten gebraucht man es im Hochdeutschen von einem viereckten aus Bretern zusammen geschlagenen Behältnisse dieser Art, Waaren oder Sachen darin zu verschicken wo der Deckel entweder ein Schieber ist, oder auch darauf genagelt wird; obgleich diese Behältnisse auch häufig Kasten und Kästchen genannt zu werden pflegen. In engerer Bedeutung ist in der Glashandlung eine Kiste Fensterglas, eine Kiste von bestimmter Größe, welche 20 Bund, jedes von 6 Tafeln enthält.

Anm. Im Nieders. Kiste, im Engl. Chest, im Angels. Cest, im Franz. in der engern Hochdeutschen Bedeutung Caisse, im Dän. Kiste, im Schwed. Kista, im Isländ. Kista, im Pers. Castr, alle in der weitern Bedeutung eines Kastens, so wie das Lat. Cista, Griech. Κισƞ, und Hebr. יס#. Es bedeutete ursprünglich ein jedes hohles Behältniß, einen eingeschlossenen Raum, wovon noch häufige Beweise vorhanden sind. Das Nieders. Kiste bedeutet noch ein enges Gefängniß, besonders in den Zusammensetzungen Dorenkiste, ein Narrenhäuschen, Dullkiste, ein Tollhäuschen, im Schwed. Tyfkista, ein Gefängniß für Diebe; ingleichen ein durch Pfahlwerk abgetheiltes Fach zur Füllung eines Erddammes. Innan thines herzen Kust, bey dem Ottfried B. 1, Kap. 18; wofür man in den spätern Zeiten des Herzens Schrein sagte. Im Ital. ist Cesta ein Korb. Siehe Kaue, Kasten u.s.f.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1592.
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