Kitzeln

[1594] Kitzeln, verb. reg. act. Kitzek verursachen. 1) Eigentlich, in der eigentlichen Bedeutung des Hauptwortes. Jemanden kitzeln, durch Berührung gewisser empfindlicher Theile seines Leibes diejenige Empfindung in ihm hervor bringen, welche der Kitzel genannt wird. Das Kitzeln nicht leiden können. Sich kitzeln, damit man lachen könne, sagt man von jemanden, welcher ohne begreifliche Ursache lacht, oder sich zum Lachen zwinget. Ingleichen unpersönlich. Es kitzelt mich, ich fühle diese Empfindung. 2) Einen hohen Grad der sinnlichen angenehmen Empfindung erwecken, gemeiniglich im nachtheiligen Verstande. Was die Einbildungskraft auf eine seine Art reitzet und kitzelt. Seinen Geschmack kitzeln. Jemandes Ohren kitzeln, ihm Dinge erzählen, welche er gerne höret.


Da kitzelt er sein Ohr mit richtenden Gewäschen,

Günth.


In engerer Bedeutung, sich kitzeln, sich innerlich und herzlich über etwas freuen.


Ein Spötter kitzle sich, ich gönn ihm seinen Wurm,

Günth.


Nur Henker kitzeln sich bey andrer Schmach und Schmerzen,

Haged.


Sich über etwas kitzeln, sich herzlich und innerlich darüber freuen. Daher die Kitzelung, welches zuweilen für Kitzel gebraucht wird. Eine angenehme Kitzelung empfinden.

Anm. Im Oberd. kutzeln, daher es auch einige Hochdeutsche kützeln sprechen und schreiben, in Boxhorns Glossen kichizolon, im Nieders. kiddeln, in einigen Gegenden Englands to kittle, in andern tickle, im Dän. kille und kildre, im Angels. citelan, im Schwed. kittla, im Franz. chatouiller, im Lat. titillare, im Lettischen kutteht, im Finnländ. cutitus. Es scheinet das Diminut. von getzen, in ergetzen zu seyn, wenn es nicht vielmehr das Iterativum oder Diminutivum von einem veralteten Zeitworte kiten, leicht stechen, berühren, ist, weil doch die Empfindung des Kitzels eine Art eines angenehmen Stechens ist. Das Engl. to tickle, kitzeln, ist gleichfalls das Diminut. von tick, berühren, Nieders. ticken, woher vermittelst des vorgesetzten Zischlautes unser stechen stammet. In Boxhorns Glossen[1594] wird kizigusta durch angebat übersetzt, welches gleichfalls eine Art des Stechens ist.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1594-1595.
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