Klaffen

[1595] * Klaffen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, welches eigentlich eine gewisse Art des Schalles ausdruckt, und besonders in folgenden Fällen gebraucht wird, in welchen es aber im Ober- und Niederdeutschen üblicher ist, als im Hochdeutschen. 1) Einen gewissen Schall verursachen, welchen man im Hochdeutschen durch klappen ausdruckt, in welchem Verstande es nur im Oberdeutschen vorkommt, wo der Klaff Crepitus, die Klaffe oder der Klaffen eine Klapper, und klaffen auch klappern ist. Bey dem Notker ist Chlaffot dirre Werelte das Geräusch dieser Welt. 2) Mit diesem Schalle bersten, aufspringen, und in weiterer und figürlicher Bedeutung nicht nur für bersten, aufspringen überhaupt, sondern auch für von einander stehen, abstehen, sich nicht gehörig schließen, von Dingen, welche sich schließen sollten; gleichfalls im Oberdeutschen. Die Thür klaffet, wenn sie abstehet, nicht schließet. Der Deckel klaffet, wenn er nicht fest auflieget. Die Erde klaffet überall vor Hitze, springet auf, bekommt Risse. Eine klaffende Wunde, welche weit von einander stehet. Klaffendes Holz, welches Spalten hat. In dieser Bedeutung ist es das Neutrum von dem Oberdeutschen Activo klieben, Nieders. klöben, spalten. Siehe Klafter, Kloben, Kluft, Lefze, Lippe. 3) Reden, plaudern, schwatzen; so wohl im Oberdeutschen, als im Niedersächsischen. Sie weiß artig zu klaffen, zu schwatzen. Wir wollen von etwas andern klaffen. Das Klaffen der Stahre, Papageyen. In engerer Bedeutung ist klaffen, kleffen, klappeien, aus der Schule schwatzen, etwas durch Worte verrathen, um Lübeck klaffen trotzig reden, im Dän. klaffe, und im Schwed. klaffa, verläumden.


Weiberlippen sind geschaffen

Mehr zum küssen, als zum klaffen,

Logau.


Für reden, sprechen im guten Verstande, gebraucht es Schenk Ulrich von Winterstetten:


Ir vil minneklicher Lip

Huob gen mir sin klaffen

Hoerent wie diu tugende riche sprach, u.s.f.


Daher der verächtliche Nebenbegriff dem Worte nicht wesentlich anklebet. Im Hochdeutschen ist es in allen diesen Bedeutungen ungewöhnlich. Das Schwed. gläppa bedeutet unbedachtsam reden. S. Lippe, Klatschen und das folgende.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1595.
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