Klamm

[1600] * Klamm, -er, -este, adj. et adv. ein Wort, welches nur in den gemeinen Mundarten, besonders Niedersachsens, üblich ist. Es bedeutet, 1. enge; im gemeinen Leben der Hochdeutschen auch knapp. Die Schuhe sind mir zu klamm. Klamme Schuhe. Noch mehr, 2. figürlich. 1) Beängstiget, enge um die Brust und um das Herz; im Niedersächsischen. Es ist mir so klamm um das Herz. Klammherzig ist eben daselbst enge um das Herz, beängstiget. 2) Nahe an einander gedrängt, den innern Theilen nach. Der Schnee ist klamm, wenn er sich ballet; Schwed. kram, Isländ. krom. Ingleichen für kleberig, einen gewissen Mittelstand zwischen trocken und feucht zu bezeichnen. Klamme Hände haben, welche von Schweiß kleberig sind. Engl. clammy. 3) Derb, fest, gediegen. Klammes Gold, gediegenes Gold. Klammgellige Felsen, im Bergbaue, hartes Gestein. Im Nieders. auch klammer. 4) Schwer zu haben und zu bekommen; knapp. Das Geld ist hier sehr klamm. Es sind klamme Zeiten, wo die Bedürfnisse schwer zu erwerben sind. Das Wasser wird klamm, fänget an zu fehlen. Im Bergbaue ist klamm genau gewogen.

Anm. Im gemeinen Leben der Hochdeutschen ist dafür auch klemm üblich, S. dieses Wort, so wie klemmen, welches gleichfalls zu dessen Geschlechte gehöret. Es gehöret zu Leim, weil der Begriff des Bindens der herrschende in diesem Worte und dessen sämmtlichen Verwandten ist. Die Hauch- und Gaumenlaute ch, g, h und k vor den flüssigen Buchstaben l, m, n, r gehören selten zum Stamme, sondern sind oft nur müßige Vorschläge hauchender Mundarten. Im Angels. ist Clam ein Band. S. die folgenden. Zur Familie dieses Wortes gehören noch das Nieders. der Klamm, ein Klumpen, welches Hochdeutsche Wort selbst daraus entstanden ist, die Nieders. verklamen, vor Kälte erstarren, klamerig, vor Kälte erstarret, Klämke, eine träge, unentschlossene, gleichsam erstarrete Weibesperson, die Hochdeutschen beklommen, klimmen, und wenn man das oben gedachte Schwed. kram und Isländ. krom mit in Betrachtung ziehet, auch zum Theil unser krumm, verkrummen, Krampf, krimmen und andere mehr.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1600.
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