Klimmen

[1629] Klimmen, verb. reg. et irreg. neutr. welches im letztern Falle im Imperf. ich klomm, und im Mittelw. geklommen hat. Es bekommt das Hülfswort seyn, und wird im Oberdeutschen und in der höhern und dichterischen Schreibart der Hochdeutschen für klettern gebraucht. Du klommest schnell den Baum hinauf, Geßn.


Der klimmt auf einen jähen

Und spitzen Felsen hin,

Opitz.


Auch in weiterer Bedeutung, für mühsam steigen, ja auch wohl für steigen überhaupt.


Die Kühnheit,

Mit der ich zu schwindelnden Pfaden geklimmt,

Zachar.


Klimm ich zu der Tugend Tempel

Matt den steilen Pfad hinauf,

Raml.


Wenn die getrübte Fluth bis an die Wolken klimmt,

Opitz.


Anm. Im Nieders. klemmen, im Angels. climan und climban, im Engl. to climb, im Schwed. klaenga. Das Oberdeutsche klimsen, die Niederdeutschen klemmern, klempern, und das Engl. to clamber, sind Frequentativa oder Intensiva davon. Es wird mit diesem Worte, so wie mit klettern, eigentlich auf das Einhaken der Nägel an Händen und Füßen, oder auf das Anhalten mit den Händen und Füßen gesehen. S. Klamm und Klammer. Zum Geschlechte dieses Wortes gehöret noch das Nieders. Klamp, ein Steg über einen Graben, das Franz. grimper, klettern, und das Griech. κλιμα, eine Staffel in einer Leiter, und κλιμαξ, eine Leiter. In vielen Oberdeutschen Gegenden gehet es regulär, dagegen es in einigen im Imperf. statt klomm auch klamm, und statt geklommen, geklammen lautet.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1629.
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