Klingen

[1631] Klingen, verb. neutr. welches mit dem Hülfsworte haben verbunden wird, und in doppelter Gestalt üblich ist.

1. Als ein irreguläres Zeitwort, Imperf. ich klang, (im gemeinen Leben ich klung,) Conjunct. ich klänge; Mittelw. geklungen; denjenigen tönenden, d.i. anhaltenden, gemeiniglich angenehmen Laut von sich geben, welchen dieses Zeitwort als eine Onomatopöie ausdruckt, und welcher durch die zitternde Bewegung entstehet, welchen harte elastische Körper, wenn sie geschlagen werden, der Luft mittheilen. 1) Eigentlich. Gespannte Saiten, Glocken, dünne Stücke gewisser Metalle klingen, wenn sie geschlagen werden. Und hieng viel goldene Schellen und Knäufe umher an ihn, daß es klünge, (klänge,) wenn er aus- und eingienge, Sir. 45, 11. Ein tönend Erz oder eine klingende Schelle, 1 Cor. 13, 1. Wie die Saiten auf dem Psalter durch einander klingen, Weish. 19, 17. Mit klingendem Spiele ausziehen, von Soldaten, wenn sie unter dem Schalle der Trommeln und unter dem Klange der Feld-Musik ausziehen. Das Geld klinget, wenn es in einer schwebenden Lage ist und man darauf schläget. Die Ohren klingen mir, das Klingen der Ohren, wenn man ein Klingen in denselben empfindet. In weiterer Bedeutung zuweilen auch von solchen Instrumenten, welche mit einem Schalle klingen. Die Trompete, die Posaune klinget. Wenn die Dromete klinget, Hiob 39, 25; wo man doch lieber das Wort schallen gebraucht, außer daß von der Beschaffenheit des schallenden Lautes auch das Hauptwort Klang üblich ist. Die Trompete hat einen guten, einen schlechten Klang. Aber von dem Schwerte, ich will das Schwert lassen klingen, Ezech. 21, 15, und von dem Köcher, wenn gleich der Köcher klinget, Hiob 39, 23, ist es eine harte Figur. 2) Figürlich. (a) Durch das Gehör empfunden werden, von Worten und Ausdrücken, doch nur in Ansehung der Art und Weise. Die Deutsche Sprache klingt vielen Ausländern rauh und fürchterlich. (b) Dem Inhalte nach, dem Verstande nach; in welcher Bedeutung auch lauten gebraucht wird. Was deine Schwester sagt, klingt anders, Gell. Euer Lob klingt nicht fein! Was sie sagen klingt in jeder Sprache schön, Gell. Alle meine Ermahnungen klingen ihm hofmeisterlich. Diese Frage klingt befremdend.

2. Als ein reguläres Zeitwort, einen Klang hervor bringen. Mit den Gläsern klingen. Heman – waren Sänger, mit ehernen Cymbeln helle zu klingen, 1 Chron. 16, 19; in welchem Verstande es doch ungewöhnlich ist, indem von dem bloßen Rühren kleiner Glocken klingeln, von dem Hervorbringen harmonischer Töne aber spielen üblicher ist. Eben dieses gilt von der Stelle, Kap. 17, 42: mit Drometen und Cymbeln zu klingen und mit Saitenspielen Gottes.

Anm. In dem alten Gedichte auf Carls Feldzug bey dem Schilter clingen, im Imperf. in dem Gedichte auf den heil. Anno clung, im Nieders. gleichfalls klingen, im Schwed. klinga, im Engl. to clink und clank, im Böhm. klinkati, im Lat. clangere, im Griech. κλαγγω, und ohne Gaumenlaut λιγγω. Kling, Klang sind Nachahmungen dieser Art des Lautes selbst, wo die Selbstlaute i und a den feinern oder tiefern Ton, der Nasenlaut ng aber das anhaltend Tönende ausdruckt.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1631.
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