Kneipen

[1659] Kneipen, verb. reg. act. welches im Hochdeutschen auch in der dritten Bedeutung des Zeitwortes kneifen üblich ist. Mit den Fingern kneipen. Hat sie ihn nicht lachend in die Wange gekneipt? Geßn. Und kneipt sie in die vollen Backen, Gell. Wo es von einigen auch nach dem Muster des Zeitwortes kneifen irregulär abgewandelt wird.


Drauf knipp er mich in den Backen,

Weiße.


Ingleichen figürlich, einen Schmerzen verursachen, der dem durch Kneipen verursachten Schmerzen ähnlich ist; in welcher Bedeutung kneifen im Hochdeutschen nicht gebraucht wird. Von engen Kleidern und Schuhen, wenn sie diesen Schmerzen verursachen, sagt man, daß sie uns kneipen. Es kneipt mich im Leibe. Das Kneipen haben. Das Bauchkneipen. Siehe Kneipe 2. Oft ist dafür auch zwicken üblich.

Anm. Nieders. knipen, Dän. knibe, Engl. to knap, im Schwed. knipa, wo Knip auch die Enge, die Kneipe ist, im Isländ. klipa, im Angels. clypan, im Griech. κνιτειν. S. Kneif. Es ist mit knapp, enge, genau verwandt. In beyden ist das k nur ein müßiger Begleiter des flüssigen n, weil im Engl. to nip, im Holländ. nypen, im Schwed. nipa, im Isländ. niupa, auch für kneipen gebraucht wird, ja selbst im Deutschen ist neppen und noppen im ähnlichen Verstande üblich. S. diese Wörter. Klemmen und kneipen sind nahe verwandt, nur daß dieses mit spitzigen oder fast spitzigen gekrümmten Körpern, jenes aber mit mehr flachen geschiehet.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1659.
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