Knicken

[1660] Knicken, verb. reg. welches in doppelter Gestalt üblich ist.

I. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben. 1. Denjenigen Schall von sich geben, welchen das Wort Knick ausdruckt. Ein Glas knickt, wenn man so daran stößet, daß es einen Riß bekommt, aber doch noch ganz bleibt. Eben so knickt auch ein Reiß, ein dünner Zweig oder dünner Stock, wenn man ihn bricht. Im Griech. καναχειν. 2. Diesen Schall hervor bringen. 1) Eigentlich, wo es doch nur in thätiger Gestalt mit Hervorbringung dieses Schalles zerbrechen, bedeutet, S. gleich im folgenden.[1660] 2) Figürlich, für biegen überhaupt, auch wenn es nicht mit diesem Schalle verbunden ist; wo es doch nur von dem fehlerhaften aus Schwachheit- oder Nachlässigkeit herrührendem Einbiegen der Knie im Gehen gebraucht wird. Im Gehen knicken, die Knie tiefer einbiegen, als zum ordentlichen Gange nöthig ist. Mit den Füßen knicken, Schwed. knaecka. Auf solche Art gehen, heißt im Nieders. knickbeinen, und welcher diesen Gang hat, ein Knickebein. Auch von den Pferden sagt man sie knicken, wenn sie auf solche Art in die Knie sinken. Im Oberdeutschen gebraucht man es in noch weiterer Bedeutung so wohl für knien, vor einem knicken; als auch für das verwandte nicken, mit dem Kopfe, mit den Augen knicken. 3) Aus Kargheit überall etwas abzubrechen oder abzuzwacken suchen; im verächtlichen Verstande. Sich ein ansehnliches Vermögen zusammen knicken. Im Kaufen knicken, lange und genau handeln, dingen. Was knickt ihr so lange? S. Knicker.

II. Als ein Activum, mit Hervorbringung dieses Schalles zerbrechen. Ein Glas knicken, ihm durch einen Stoß einen Riß beybringen. Ein Reis knicken, es einknicken, es halb brechen und halb biegen. Ein Ey knicken. Läuse knicken oder knacken, sie mit dem Nagel des Fingers zerdrücken. Hanfkörner knicken oder zerknicken. Einen Hasen knicken oder genicken, bey den Jägern, ihm mit der flachen Hand das Genick abschlagen. Vögel knicken oder abknicken, im Oberdeutschen, ihnen das Genick eindrücken. Schwed. knaecka.

Anm. Knicken druckt einen feinern Schall dieser Art aus als knacken und das noch gröbere knucken. Es ist durch den vorgesetzten Gaumenlaut aus nicken gebildet, welches eben diesen Schall, obgleich nicht so bestimmt, ausdruckt, und das in der Onomatopöie gegründete Intensivum von neigen ist, S. diese Wörter.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1660-1661.
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