Krumm

[1805] Krumm, krümmer, krümmste, adj. et adv. von der geraden Linie abweichend, im Gegensatze dessen, was gerade ist. 1. Überhaupt. Eine krumme Linie, deren Theile der ganzen Linie unähnlich sind, wo nicht alle Theile einerley Richtung haben. Der krumme Lauf eines Flusses. Der Weg gehet sehr krumm. Der Baum ist sehr krumm gewachsen. Krummes Stroh, S. Krummstroh. Etwas krumm biegen. Krumm schreiben, im Schreiben keine geraden Zeilen machen. Eine krumme Nase haben. Krumm und gebückt gehen. Krumme Sprünge machen, eigentlich, von den Hasen, welche im Laufen und Springen beständig von der geraden Linie abweichen, und dann auch figürlich, jemanden durch listige Ausflüchte aufhalten, ihn durch unerwartete Ränke zu hintergehen suchen. Krumme Finger machen, gerne stehlen, zum Stehlen geneigt seyn. Mit etwas krumm herum kommen, es durch Umschweife vortragen, nicht gerade zu gehen. Jemanden krumm und lahm schlagen, in den niedrigen Sprecharten. Jemanden krumm schließen lassen, oder ihn krumm zusammen schließen lassen, eine Art des Schließens eines Verbrechers im Verhafte. 2. In engerer Bedeutung, auf eine fehlerhafte Art krumm, von Dingen, welche eigentlich gerade seyn sollten. 1) Eigentlich. Krumme Füße, einen krummen Rücken haben. Krumme Finger, eine krumme Hand haben. 2) Figürlich in verschiedenen R. für unerlaubt, unrecht. Das Krumme gerade machen, das Unrecht als Recht vertheidigen.


Krumm Sachen kundt er machen schlecht,

Theuerd. Kap. 81.


Daher ränkvolle und gewissenlose Sachwalter im gemeinen Leben oft Krummmacher genannt werden. Krumme Wege, Richt. 5, 6; Ps. 125, 5, ein lasterhafter Wandel. In einem andern Verstande heißt krumme Gänge gehen, mit Ränken umgehen, ränkvoll handeln. Die so Tag als Nacht auf krumme Ränke dichten, Günth. auf listige unerlaubte Ränke.

Anm. Im Isidor. crumb, bey dem Ottfried krumb, bey dem Notker chrumpf und chrumb, im Nieders. gleichfalls krumm, im Angels. crumm und cramp, im Engl. crump, wo auch Crome ein Haken ist, im Schwed. krum, im Wallis. crwmm, bey den Krainerischen Wenden hrom, im Finnländ. kymaerae, im Lat. camurus und curvus. Es gehöret zu dem Geschlechte der Wörter Krampf, krimpen, schrumpfen, Krücke, und vieler anderer, welche insgesammt eine von der geraden Richtung abweichende Richtung bezeichnen. Von den Nahmen der krummen Mittwoche, S. Grün 2. 5).

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1805.
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