Lade, die

[1862] Die Lade, plur. die -n. Dimin. das Lädchen, Oberd. Lädlein, ein Wort, welches ehedem überhaupt einen jeden eingeschlossenen oder bedeckten Raum bedeutete, jetzt aber nur noch in einigen besondern Fällen vorkommt.

1) Ein Gestell, andere Theile aufzunehmen, und mit ihnen ein Ganzes auszumachen, ein nur auf einigen Seiten eingeschlossener Raum; nur noch in einigen Fällen. Das Gestell eines Ackerhakens, wird in der Landwirthschaft eine Lade genannt. Bey den Buchbindern ist die Heftlade ein Bret mit zwey Schrauben und einem Querbalken, die Bücher darin zu heften. Die Knie- oder Schenkellade der Nadler ist eine Art Schraubstock,[1862] den Draht, welchen man zerschneiden will, fest zu halten. Die Grundlade im Bergbaue bestehet aus beschlagenen Balken, welche den Grund der Thürstöcke ausmachen. Die Lade der Weber ist ein viereckter Rahmen, worin sich der Kamm befindet, mit welchem der Einschlag an das schon fertige Gewebe fest geschlagen wird. Die Kinnbacken, worin die Zähne befestiget sind, werden häufig Kinnladen genannt, und ehedem führeten die Laffeten des groben Geschützes gleichfalls den Nahmen der Laden. In den Hüttenwerken werden die Hölzer, worin die Pochstämpel gehen, und deren an jedem Pochwerke zwey sind, welche mit vier Riegeln verbunden werden, auch Laden genannt. Indessen kann es seyn, das es in einigen der jetzt angezeigten Fälle auch nur ein Bret, oder langes viereckiges Holz bedeutet. S. der Laden 1. und Latte.

2) Ein Behältniß, ein hohler Raum, er sey von welcher Art er wolle; nur noch in einigen wenigen Fällen. Im alten Schwedischen bedeutete Lader einen fürstlichen Pallast, und im Dän. ist Lade, im Schwed. Lada, und Isländ. Hlada, eine Scheuer oder ein Speicher. Im mittlern Lat. ist Ladus und im Dimin. Ladula eine Art eines Gefäßes. Ein mit Seitenbretern versehenes Bettgestell, wird besonders in Rücksicht auf den hohlen Raum, in welchen die Betten kommen, im gemeinen Leben einiger Gegenden eine Bettlade genannt. Die Lücken oder leeren Stellen in den Kinnbacken der Pferde führen den Nahmen der Laden, und auf dem Bodensee sind die Lädi eine Art der größten Schiffe.

3) Ein jeder Kasten; auch nur noch in einigen einzelnen Fällen. Die Lade des Bundes oder Bundeslade, war in dem ersten Tempel der Juden ein zierlicher Kasten, worin die Gesetztafeln aufbewahret wurden, und auf welchem die Herrlichkeit Gottes ruhete. Bey den Handwerkern wird der Kasten, oder das Behältniß, worin sie ihre Freyheitsbriefe, Urkunden, ihre gemeinschaftliche Casse u.s.f. verwahren, die Lade genannt, welchen Nahmen auch figürlich die Zusammenkunft der Vorsteher und Meister einer Zunft führet, weil sie an dem Orte geschiehet, wo sich diese Lade befindet, und dieselbe dabey geöffnet wird. In Niedersachsen werden diejenigen Anstalten, welche im Hochdeutschen Cassen, im Oberdeutschen aber Kasten heißen, gleichfalls Laden genannt; z.B. die Armenlade, die Armen-Casse, die Kirchenlade, die Kirchen Casse, die Witwenlade, die Witwen-Casse u.s.f. In verschiedenen Zusammensetzungen bezeichnet dieses Wort noch verschiedene andere, gemeiniglich viereckte hölzerne Behältnisse, dergleichen die Klöppelladen, Gewürzladen, Pfefferladen, Windladen in den Orgeln, Schubladen oder Schubkasten u.s.f. sind. Im Oberdeutschen wird noch ein Sarg die Todtenlade genannt.

4) In der engsten Bedeutung ist es ein viereckter hölzerner Kasten, mit einem gemeiniglich flachen Deckel, worin das Gesinde und gemeine Leute ihre Kleider und andere Habseligkeiten zu verwahren pflegen, und welcher inwendig gemeiniglich noch mit einer kleineren Beylade versehen ist.

Anm. Schon im Schwabenspiegel in der Bedeutung eines Kastens Lade, im Nieders. gleichfalls Lade, im Pohln. Lada, im Schwed. Låda. Es gehöret zu dem zahlreichen Geschlechte derjenigen Wörter dieser Art, welche eine Bedeckung, und einen bedeckten oder eingeschlossenen Raum bedeuten; dergleichen der Laden, das Lied, ein Deckel, die Leite, ein Faß, das Kleid, das Leder, die Lase, das Zeitwort schließen, Nieders. sleten, Lat. claudere, Griech. κλειδουν, und andere mehr sind.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1862-1863.
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