Landen

[1882] Landen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte seyn, ein in der Seefahrt übliches Wort, an Land fahren, und daselbst aussteigen. Der Sturm verhindert das Schiff zu landen. Ingleichen, an ein Land fahren, und daselbst Truppen aussetzen. Die Truppen sind glücklich gelandet. Auf einer Küste landen. Daher die Landung, plur. die -en. Eine Landung thun, versuchen, unternehmen. Eine Landung vereiteln, verhindern.

Anm. Im Dän. lande, im Schwed. landa und lända, im Engl. to land, im Angels. gelandian, im Nieders. belanden, in einigen Gegenden Deutschlandes auch häufig länden, wo man dieses Wort auch, obgleich nicht so richtig, mit dem Hülfsworte haben verbindet. In verschiedenen Gegenden hat es noch folgende, im Hochdeutschen unbekannte Bedeutungen. 1) Sich wenden; in welcher Bedeutung leintin schon in dem alten Gedichte auf den heil. Anno vorkommt:


Dan sulen wir iemir nah imo deinkin

Wa wir ci iungist sulin leintin.


Wo Scherz ohne Noth leinkin zu lesen vorschlägt, welches selbst nach des Verfassers Art zu reimen unnöthig ist; denn länden und lenden kommt in dieser Bedeutung noch bey neuern Oberdeutschen Schriftstellern häufig vor, vermuthlich als eine Figur der obern eigentlichern Bedeutung.


Denn die stein sich theten wennden

Und auf den ain pauren lennden,

Theuerd. Kap. 69.


Dein Zeugniß Herr besitz ich immerdar,

Es ist die Lust, dahin in ganz mich lende,

Opitz Ps. 119.


Ich will bis daß die Hitze weicht

Und ihre Brunst uns nicht erreicht

Mich zu dem Myrrhenberge lenden,

Opitz Ps. 119.


2) Das Land, d.i. den Acker, die Flur, mit Gränzsteinen bezeichnen; als ein Activum und vornehmlich in einigen Oberrheinischen Gegenden. Einen Acker, eine Flur länden. 3) Im Nieders. ist landen und zulanden zu festem, trockenem Lande werden. Der Fluß, der See landet, oder landet zu, wenn sich so viel Schlamm ansetzet, daß er endlich zu trocknem Lande wird.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1882.
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