Latte, die

[1924] Die Latte, plur. die -n. 1) Eine Stange; doch nur noch in einigen Fällen. So werden im Forstwesen junge schlank und gerade aufgeschossene Bäume so wohl Latten, als Stangen genannt. Sommerlatten sind besonders solche junge zarte Weiden vom ersten Wuchse. Ja in einigen Gegenden pflegt man wohl ein jedes Reis, einen jungen Zweig an einem Baume, eine Lade, Latte oder Lahte zu nennen. Im Wallisischen ist Llath eine jede Stange. 2) Am häufigsten sind die Latten lange dünne gemeiniglich viereckige Stangen, dergleichen die z.B. sind, woraus manche Arten von Geländer verfertiget werden, welche man der Quere nach über die Dachsparren zu nageln pflegt, das Stroh- oder Ziegeldach darauf zu befestigen u. s f. Gerissene Latten, welche aus jungen Fichtenbäumen gerissen oder gespalten worden, zum Unterschiede von den geschnittenen, d.i. gesägten. Mit der Latte laufen, oder mit der Stange laufen, sagt man im gemeinen Leben, von einem possierlich windigen Menschen. Sie ärgert sich genug, daß er mit Latten läuft, Günth. Anm. Im Nieders. gleichfalls Latte, im Dän. Lägte, im Schwed. Läckt, im Engl. Lath, im Franz. Late, im Finnländ. Laita, im Böhm. Lat und Latka, im Pohln. Lata, im Ital. Latta, im mittlern Lat. Lata. Es läßt sich mit fast gleichem Rechte zu mehrern Stammwörtern rechnen, indem Geländer, Nieders. Land, glatt, Wendisch latki, das alte lidon, schneiden, lang und schlank, Leiste und Litze, und noch andere mehr Anspruch darauf machen können. Da man Spuren hat, daß auch Breter in einigen Sprachen und Mundarten Latten genannt werden, so können auch Blatt, Platte und Laden mit in Betrachtung kommen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1924.
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