Laut, der

[1946] Der Laut, des -es, plur. die -e, dasjenige an einem Dinge, was sich dem Gehöre merkbar macht, der Schall. 1) Eigentlich, wo es den Schall in keiner andern Eigenschaft ausdruckt, als so fern es ein Etwas ist, welches durch das Gehör empfunden wird, ohne auf dessen andere Verhältnisse zu sehen. In dieser Bedeutung ist es zuweilen ein allgemeines Wort, welches Klang, Schall, Ton, Stimme u.s.f. als besondere Arten der Laute oder des Lautes unter sich begreift. Der Knall ist ein starker Laut, welcher entstehet u.s.f. Keinen Laut von sich geben, gebraucht man in dieser weitern Bedeutung auch von leblosen Dingen, wenn sie sich dem Gehöre nicht merklich machen. Ich höre einen Laut, ohne zu wissen, was es ist. In engerer Bedeutung von lebendigen Geschöpfen so wohl als musikalischen Instrumenten. Der Katharr benimmt uns oft so sehr die Sprache, daß wir keinen Laut von uns geben können. Ein Thier gibt keinen Laut von sich, wenn es sich auf keine Art durch seine Stimme hören lässet. Bey den Jägern hat das Horn einen guten Laut, wenn es einen reinen und guten Ton hat. Daher kommt es vermuthlich auch, daß man einen Buchstab in noch engerer Bedeutung einen Laut nennet, welcher von andern ein Lauter genannt wird. Ein einfacher Laut oder Lauter, ein Doppellaut oder Dopellauter, ein Selbstlaut oder Selbstlauter u.s.f. Ein langer Laut, ein langer Selbstlaut, zum Unterschiede von einem kurzen. Da in der Sprachkunst Fälle vorkommen, wo man den Buchstaben, als einen bloßen Schall betrachtet, von dem Buchstaben, so fern er das Bild oder Zeichen dieses Schalles ist, zu unterscheiden hat, so that man wohl, wenn man Laut und Lauter unterscheidet, und jenes nur[1946] von dem Schalle, dieses aber allein von dem Zeichen gebraucht. Alsdann ist der Selbstlaut a der Schall, welchen man höret, der Selbstauter a aber dessen Zeichen a. 2) Figürlich, der Inhalt einer Rede oder Schrift; doch nur noch im Oberdeutschen. Briefe Eines Lautes, Eines Inhaltes. Nach Laut des Briefes, nach dessen Inhalt. In den Kanzelleyen so wohl der Ober- als Hochdeutschen auch in Gestalt einer Partikel, welche die zweyte Endung erfordert. Laut meines Evangelii, Röm. 2, 16; nach dem Inhalte meines Evangelii, meinem Evangelio zu Folge. Laut aller Flüche des Bundes, 5 Moses. 29, 21. Laut des königlichen Befehles. Zuweilen, besonders im Oberdeutschen, auch mit der dritten Endung. Laut Briefen aus Paris. Laut ihren habenden Freyheiten.

Anm. Bey dem Ottfried Lut, bey dem Notker Luta, im Niedersächs. Luut, Lude, im Dän. Lyd, im Schwed. Lät, Ljud, im Isländ. Hliod, welches letztere aber eigentlich die Stimme bedeutet. Es gehöret zu dem Geschlechte der Wörter losen, lusen, hören, Ulphil. hljoda, Schwed. lyda, (siehe Lauschen,) Laden, rufen, Plaudern, Lied u.s.f.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1946-1947.
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