Leisten, der

[2021] Der Leisten, des -s, plur. ut nom. sing. ein Wort, welches ehedem, 1) * die Gestalt eines Dinges überhaupt, und die verhältnißmäßige Gestalt, die Taille besonders, bedeutete; von welcher im Hochdeutschen veralteten Bedeutung Frisch folgende Beyspiele anführet. Matthesius sagt von einem geformten Glase, daß es seinen geformten Leist oder Proportion habe. – Ein Spanisches Roß, ob es gleich klein von Leist, ist es doch adelich von Gestalt, Kraus im Gestüttgarten. 2) In engerer Bedeutung, eine Form, ein Muster, ein Vorbild. Ein Pfarrer soll ein Bildner und Leist sin zu Leben sinen Unterthanen, Leo Jud bey dem Frisch. Auch in dieser Bedeutung ist es bis auf einige wenige Fälle veraltet. Bey den hohen Öfen wird die vertiefte Form, worin bey dem Abstechen die Gans geformt wird, noch der Leisten genannt. Am bekanntesten ist es von der hölzernen Form des untern Fußes, über und nach welcher die Schuhmacher die Schuhe verfertigen; der Leisten oder Schuhleisten. Den Schuh über den Leisten schlagen. Alle diese Leute sind über Einen Leisten geschlagen, figürlich, sie sind alle von Einer Denkungsart. Alle Leute über Einen Leisten schlagen, sie auf einerley Art behandeln, oder nach einer andern eben so niedrigen Figur, sie über Einen Kamm scheren.

Anm. In dieser letzten Bedeutung im Engl. Last, im Holländ. und Nieders. Leest, im Angels. Dän. und Schwed. Läst, im Böhm. Lista. Die Abstammung ist noch ungewiß. So fern es die Form eines Fußes bedeutet, leiten einige es von dem Angels. Läst, die Fußsohle, und dem Ulphilanischen laistjan, gehen, her. Allein, da es ehedem unstreitig eine jede Form, ein jedes Muster bezeichnet hat, so lässet Wachter es von dem veralteten leisen, nachahmen, abstammen; eine Ableitung, welche allen Beyfall verdienete, wenn nur dieses Zeitwort selbst erwiesen wäre. S. indessen Ließpfund und List.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 2021.
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