Listig

[2080] Listig, -er, -ste, adj. et adv. von dem Hauptworte List, gleichfalls nur noch in dessen jetzt gewöhnlichen Bedeutung, List habend, und darin gegründet. Ein listiger Mensch, welcher die Fertigkeit besitzet, seine Absichten auf eine dem andern verborgene Art zu erreichen. Die Schlange war listiger, denn alle Thiere auf dem Felde, 1 Mos. 3, 1. Ein listiger Streich. Listige Anschläge. Listiger Weise. Seine Sachen sehr listig anfangen. Besonders so fern die Absicht auf den Schaden eines andern gerichtet ist. Die listigen Anschläge des Teufels, Ephes. 6, 11. Im gemeinen Leben ist listig aussehen auch seltsam, bedenklich aussehen, eigentlich wohl viel List durch seine Gesichtszüge verrathend. Der, der immer so listig aussiehet,[2080] wenn er mit den Leuten redet, Schleg. Daher die Listigkeit, wofür doch in den gewöhnlichen Fällen List üblicher ist.

Anm. Bey dem Notker listig, im Dän. und Schwed. listig, im Böhm. lstky, lstiwy. In dem alten Fragmente auf Carln den Großen bey dem Schilter kommt listeg noch für weise vor. Das Nebenwort listiglich, bey dem Willeram listeklich, ist im Hochdeutschen, wie andere dieser Art, veraltet.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 2080-2081.
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