Lode, die

[2090] Die Lode, plur. die -n, ein nur im gemeinen Leben übliches Wort. 1) Ein Lappen, Lumpen; in einigen, besonders Oberdeutschen Gegenden. Ein Loden Tuches, ein Stück, ein Lappen. Die Loden hängen an dem Kleide herunter, die Lumpen. Ungewalkte Tücher, welche noch haarig sind, führen bey den Tuchmachern gleichfalls den Nahmen der Loden, und eben so werden im Oberdeutschen die groben Fußdecken genannt, daher es daselbst eigene Lodenweber oder Loderer gibt. 2) Im Forstwesen wird der Trieb oder Schuß, d.i. dasjenige, um wie viel ein Baum in Einem Jahre in der Länge gewachsen ist, eine Lode, in einigen Gegenden auch wohl ein Limpf genannt. Ja auch die Ringe in dem Holze, welche den Jahrwuchs in der Dicke bezeichnen, führen gleichfalls diesen Nahmen. 3) Die jungen aufgeschossenen Bäume des Laubholzes, so lange sie noch Reisern ähnlich sind, die Schößlinge, sind gleichfalls unter dem Nahmen der Loden bekannt. Junge Schößlinge oder Loden.

Anm. In beyden Bedeutungen ist der Begriff der leichten Bewegung ohne Zweifel der herrschende. In der ersten ist er es unläugbar, wie aus den verwandten lodern, liederlich, flattern, schlottern, Lotterbube u.s.f. erhellet. In der zweyten und dritten könnte dieses Wort zu Latte gehören; allein aus dem folgenden Zeitworte loden erhellet, daß auch hier die Bewegung der Stammbegriff ist, so wie die gleichbedeutenden Schuß und Schößling von schießen herkommen. Im Isländ. ist Lod und im Schwed. Lo eine Zote, ein Büschel Haare oder Wolle, und luden rauch, zotig.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 2090.
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