Lohnen

[2096] Lohnen, verb. reg. act. et neutr im letztern Falle mit haben, Lohn geben, ein Gutes für ein vorher gegangenes Verhalten erweisen, wo es am häufigsten mit der dritten Endung der Person, im gemeinen Leben aber auch mit der vierten gebraucht wird.

1) In der ersten weitesten Bedeutung des Wortes Lohn, für ein vorher gegangenes rechtmäßiges, oder als rechtmäßig betrachtetes Verhalten, Gutes erweisen, belohnen; und in noch weiterer Bedeutung, nach Maßgebung des vorher gegangenen Verhaltens Gutes oder Böses erweisen. Gott hat mir gelohnet, daß ich meine Magd meinem Manne gegeben habe, 1 Mos. 30, 18. Der Herr lohne ihnen wie sie es verdienet haben, Sir. 35, 24. Thue ichs gerne, so wird mir gelohnet, 1. Cor. 9, 17. In dieser Bedeutung kommt es noch zuweilen in der dichterischen Schreibart vor, da es denn den niedrigen Nebengriff des Hauptwortes Lohn verlieret.


Möcht ich doch leben, ihrer Treu zu lohnen!

Schleg.


Segnet sein Grab, streut Rosen darauf, und lohnt ihm mit Beyfall,

Zachar.


– Ich würde, hätt ich Kronen,

Sie dem Vergnügen weihn, ganz ihrer Treu zu lohnen,

Weiße


Ingleichen für strafen, wo belohnen minder üblich ist. So wurde ihm für seine Verbrechen gelohnet. In der Landwirthschaft sagt man, das Getreide lohne gut, wenn es durch seine Ergiebigkeit die aufgewandte Mühe reichlich belohnet. 2) In engerer Bedeutung, für einen geleisteten Dienst, für eine übernommene Bemühung Gutes erweisen; wo es gleichfalls so wohl im gemeinen Leben als in der anständigern Sprechart gebraucht wird, ohne den niedrigen Begriff des Hauptwortes zu haben. Er hat mir mit Undanke gelohnet, im gemeinen Leben, er hat mich. Wird mir so gelohnet? Aus welcher Wortfügung im[2096] Passivo zugleich erhellet, daß die dritte Endung der Person angemessener ist, als die vierte.


Und meinem Erretter mit Undank gelohnet,

Gryph.


Sie lohnet dir mit Unverstand,

Gell.


Hierher gehöret auch die sonderbare figürliche R.A. es lohnet, oder es lohnt sich der Mühe, d.i. es ist der Mühe werth, die angewandte Mühe wird vergolten; besser und grammatisch richtiger, es belohnt die Mühe. Es lohnt sich allerdings der Mühe, Less. Ingleichen ohne Reciprocation. Aber die Geschichtbücher erst lange nachschlagen, lohnt der Mühe nicht, Less. Wenn nur Wahrheit zum Grunde läge, die es der Mühe lohnte, aus seiner verworrenen Schreibart heraus zu fitzen, ebend. Wo man auch die vierte Endung findet. Die Schönheiten, welche er uns bringen würde, werden schwerlich das Ansehen lohnen. Ingleichen mit Auslassung des Hauptwortes. Lohnte die Schwachheit wohl, daß ich auch nur eine Minute darüber böse würde? wäre sie wohl der Mühe werth? Ob das noch geschehen werde, lohnt nicht zu sagen, Herd. lohnt nicht der Mühe. 3) In der dritten engsten Bedeutung des Hauptwortes Lohn, Lohn für geleistete Handarbeiten geben, wo es im gemeinen Leben am häufigsten ist, und alsdann gemeiniglich die vierte Endung bekommt. Das Gesinde lohnen. Den Fuhrmann lohnen. In der anständigern Sprechart aber auch die dritte. Säuge das Kind, ich will dir lohnen, 2 Mos. 2, 9. Sie lohen dem Goldschmid, daß er einen Gott daraus mache, Es. 46, 6.

Das Hauptwort die Lohnung ist nur in den Zusammensetzungen üblich.

Anm. Schon bey dem Ottfried lonon, im Isländ. launa, im Schwed. lona, im Dän. lonne.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 2096-2097.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: