Lüften

[2123] Lüften, verb. reg. act. 1) Von Luft, aer, an die frische Luft stellen, ingleichen einem Dinge den Zugang der frischen Luft verschaffen. Das Getreide lüften, durch Umstechung der frischen Luft den Zutritt verstatten. Die Kleider, die Betten lüften, sie von der frischen Luft durchziehen lassen. Die Bäume lüften, bey den Gärtnern, das Erdreich an der Wurzel aufgraben, damit die äußere Luft hinzu dringen könne. S. auch Auslüften.

2) Von Luft, so fern der Begriff der Höhe der herrschende ist, bedeutet lüften heben.


So die lerche luiftet ir gedöne

Das ir schal uf dur die wolken dringet,

Graf Conrad von Kirchberg,


für erhebet. In dieser Bedeutung kommt es nur noch in einigen Fällen des gemeinen Lebens vor. Einen Stein lüften, ihn aus seinem Lager heben. Ein Faß lüften, es hinten aufheben.


Von reiner Gluth belebt,

Die sich zu lüften strebt,

Klopft es (mein Herz) und hüpft und bebt,

Weiße in Lottchen am Hofe.


So auch die Lüftung.

Anm. In dieser zweyten Bedeutung lautet es im Niedersächs. lüften, im Engl. to lift, im Schwed. lyfta, im Dän. lofte, im Isländ. lopta, im Ital. und Latein. levare, im Franz. lever. Im Oberdeutschen ist dafür lupfen üblich. Jemanden aus dem Sattel lupfen, Wurstisen. Die Thore aus den Angeln lupfen, Stumpf. Mit dem Podagra behaftete Personen, welche man lupfen und tragen muß, Bluntschli. Ja bey dem Pictorius ist ein Lupf zu Ehren gar Promotio ad gradum honoris. Im Nieders. sagt man für lüften auch lichten, welches die Verwandtschaft zwischen Luft und leicht noch mehr beweiset. Siehe Lichten und Schlupfen. Man hat noch ein anderes gleichfalls verwandtes Wort, welches im Oberdeutschen leuchten, im Niedersächs. aber luken lautet, und ziehen bedeutet. S. Schleichen, mit welchem es verwandt ist.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 2123.
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