Mäßig

[100] Mäßig, -er, -ste, adj. et adv. 1. Von Maß, die bestimmte Größe eines Dinges. 1) Dem Maße eines andern Dinges ähnlich, doch nur im figürlichen Verstande, dem andern Dinge gemäß, ähnlich, so wie es dessen Beschaffenheit, das Verhältniß zu demselben erfordert; in welcher Bedeutung es doch nur allein in Zusammensetzungen üblich ist, wo die Sache, welcher eine andere gemäß seyn soll, voran stehet. Pflichtmäßig, seiner Pflicht gemäß, schriftmäßig, regelmäßig, gesetzmäßig, heldenmäßig, kunstmäßig, rechtmäßig, zunftmäßig, bothmäßig u.s.f. der Schrift, der Regel, dem Gesetze u.s.f. gemäß, mit demselben übereinstimmig, und in dieser Übereinstimmung gegründet. Es leiden nicht alle Hauptwörter diese Zusammensetzung, indem einige die Ableitungssylben -haft, -isch und -lich hergebracht haben, daher man dem Gebrauche folgen muß, ob es gleich nicht ganz verwehret ist, neue Wörter dieser Art zu wagen. Alle, welche diese Zusammensetzung ertragen, leiden auch Hauptwörter auf -keit. Die Regelmäßigkeit, Pflichtmäßigkeit u.s.f. 2) Von Maß, ein bestimmtes Maß trockner und flüssiger Dinge. Ein mäßiger Krug, welcher ein Maß hält. Ein viermäßiger Topf, welcher vier Maß hält. Ein im Hochdeutschen fremder, oder doch nur in den gemeinen Sprecharten üblicher Gebrauch.

2. Von Maße I. 1), das richtige Verhältniß der Größe oder Intension einer Sache. 1) Dem richtigen Verhältnisse gegen die Natur der Sache, gegen den Endzweck gemäß, gegen den Endzweck gemäß, dasselbe beobachtend, und darin gegründet; im Gegensatze des übermäßig und unmäßig. Mäßig gehen, laufen, tanzen. Sich mäßig freuen, mit Maße. Eine mäßige Freude. Ein mäßiges Urtheil von sich selbst fällen. Wo doch in vielen Fällen das Mittelwort gemäßigt üblicher ist, S. Mäßigen. In engerer und gewöhnlicherer Bedeutung in dem Genusse der Nahrungsmittel das richtige Verhältniß gegen ihren Endzweck oder gegen die Gesundheit beobachtend, und in dieser Beobachtung gegründet. Wenn der Magen mäßig gehalten wird, so schläft man sanft, Sir. 31, 23. Wer mäßig isset, der lebt desto länger, Kap. 37, 34. Ein Bischof soll mäßig seyn, 1 Tim. 3, 2. Mäßig leben. Ein mäßiges Tractament. 2) Für mittelmäßig, das Maß des Gewöhnlichen nicht übersteigend; im Gegensatze des übermäßig. Ein mäßiges Vermögen haben, ein mittelmäßiges. Er ist nur[100] mäßig groß. Wenn ihm diese Sache nur māßig gelingen sollte. Es ist heute nur mäßig warm.

Anm. In der zweyten Hauptbedeutung im Schwabenspiegel maezzig, bey den Schwäbischen Dichtern messelich, im Nieders. matelig, im Schwed. måttelig; bey dem Kero hingegen und Ottfried mit einer andern Ableitungssylbe mezhafti, mezhafto. Das ohne Noth verlängerte mäßiglich ist im Hochdeutschen veraltet. S. Mäßigkeit.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 100-101.
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