Maulen

[119] Maulén, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben. 1) In den niedrigen Sprecharten sagt man, eine Speise maule gut, wenn sie gut zu Maule geht, begierig gegessen wird. Gemeine Kost maulet ihm nicht, will ihm nicht maulen. 2) Durch ein mürrisches Stillschweigen seinen Zorn oder Widerwillen gegen jemanden blicken lassen; gleichfalls nur in der niedrigen Sprechart, wofür man auch sagt, das Maul hängen. Ungezogene Kinder, denen das abgeschlagen wird, was gesittete bekommen, und die jetze maulen und ihre glücklichern Brüder lächerlich machen, Hermes. Minder niedrig ist das vertraulichere schmollen, welches vermittelst des vorgesetzten Zischlautes daraus gebildet ist. Übrigens ist statt dieses Zeitwortes auch mucken, protzen, trotzen, im Oberdeutschen mutzen, bey dem Pictorius mudern, in Baiern zitten und pfnotten, in Niedersachsen schulen und muffen üblich. Doch haben die Niedersachsen auch mulen, nebst dem Beyworte mulsk; mülen aber ist bey ihnen ein schiefes Maul machen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 119.
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