Model, der

[254] Der Mōdel, des -s, plur. ut. nom. sing. ein Wort, welches in den bildenden Künsten, und bey einigen Handwerkern, besonders in einer dreyfachen Bedeutung üblich ist. Es bedeutet nehmlich, 1) ein Maß; in welchem Verstande es doch nur bey den Säulenordnungen vorkommt, wo man das Maß, nach welchem man alle Glieder und Theile der Ordnungen und ihre Weiten von einander auszumessen pflegt, den Model nennt. 2) Eine Figur, ein Bild; eine Bedeutung, welche besonders bey den Nähterinnen und Webern angetroffen wird. Allerley Model in ein Tuch nähen. Indessen ist das Zeitwort modeln in diesem Verstande üblicher, S. dasselbe, ingleichen Modeltuch. 3) Eine vertiefte Form, einen andern Körper darein zu gießen oder zu drücken, um ihm dadurch die verlangte Gestalt zu geben; eine Gießform, Form oder Patrone. Ein Gießmodel, einen flüssig gemachten Körper darein zu gießen, um ihm eine gewisse verlangte Gestalt zu geben. Der Knopfmodel, Kugelmodel, Blumenmodel u.s.f. Knöpfe, Kugeln, Blumen darein zu gießen. Der Töpfermodel, worein die Töpfer ihre Arbeiten drücken, wenn sie selbige bilden. Etwas in einen andern Model gießen. Im Ital. Modello.

Anm. So sehr dieses Wort auch mit dem Latein. Modulus überein kommt, so ist es doch wahrscheinlicher, daß es mit demselben aus einer gemeinschaftlichen Quelle herkommt, als daß es unmittelbar von demselben abstammen sollte. In der letzten Bedeutung gehöret es zu dem Geschlechte der Wörter Muth, ein Oberdeutsches Maß, Mutter, ein vertiefter Raum, dem Lat. Modius, dem mittlern Lat. Modellus, ein Lägel, Gefäß, und anderer dieser Art. Da die Wörter, welche eine Vertiefung bezeichnen, gemeiniglich auch eine Erhöhung bedeuten, so erhellet daraus zugleich die Verwandtschaft mit dem mittlern Lat. Modulus und Franz. Moule, ein Holzhaufen von bestimmter Größe, dem Deutschen Mandel, Malter u.a.m. In der ersten Bedeutung eines Maßes scheinet es zunächst zu messen, Nieders. meten, und dessen Hauptworte Mat, das Maß, zu gehören. In beyden Fällen bedeutet die Ableitungssylbe -el ein Werkzeug oder Subject. S. auch Modell und Muster.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 254.
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