Möglich

[260] Mȫglich, -er, -ste, adj. et adv. von dem vorigen Zeitworte und zwar von dessen ersten, weitesten Bedeutung, was seyn oder geschehen mag oder kann. 1) In Ansehung der Sache ist im schärfsten philosophischen Verstande ein Ding möglich, im Gegensatze des unmöglich, wenn es keinen Widerspruch in sich enthält, es sey nun wirklich da oder nicht. Ein hölzerner Teller ist ein mögliches Ding, nicht aber ein sterblicher Gott, oder ein ledernes Eisen. In dem gemeinen Sprachgebrauche hingegen gebraucht man es auch in weiterm Verstande, von dem was unter gewissen Umständen seyn oder geschehen kann, und da ist oft eine Sache nicht möglich, wenn sie es gleich absolute oder an und für sich sehr wohl ist. Es ist nicht möglich, daß er eine solche Niederträchtigkeit begehen sollte, d.i. nicht wahrscheinlich, schlechterdings nicht glaublich. Eine mögliche Sache. Wo es denn auch oft zur Begleitung einer Verwunderung gebraucht wird. Ists möglich? Wie ist das möglich? Zuweilen bedeutet es auch so viel wie wirklich, wo es doch nur adverbisch gebraucht wird. Ich will sehen, wie ich es möglich mache. 2) In Ansehung der handelnden Person, oder subjective, so wohl keinen Widerspruch mit den Kräften, den Fähigkeiten derselben enthaltend, als auch in Ansehung der Gelegenheit und äußern Umstände, was neben denselben bestehen kann. Es ist mir nicht möglich. Ich habe deiner Tochter alle mögliche Vorstellungen gethan, Gell. Seinen möglichsten Fleiß anwenden. So viel mir möglich ist. Thue dein Möglichstes, alles was dir möglich ist. Das Wasser möglichst abdämmen. Es wäre mir jetzt nicht möglich, gelassen mit ihm zu sprechen. Ihn zwingt die möglichste Härte des Schicksals zu so niedrigen Dingen. Moralisch möglich, was durch kein Gesetz verbothen ist, keinen Widerspruch gegen ein Gesetz enthält.

Anm. Nieders. möglich, Dän. muelig. Bey den ältesten Oberdeutschen Schriftstellern sucht man dieses Wort vergebens. Ottfried gebraucht dafür das verwandte megi, Kero aber sanft, und Tatian odi, Angels. ead, eath, welches noch in dem Engl. easy, leicht, möglich, und dem Franz. aise, wie auch in dem Niederdeutschen unnode, vielmehr unode, zusammen gezogen node, ungern, vorhanden ist. Das Nieders. möglich wird auch für mäßig, billig, gebraucht, ein möglicher Schoß, ein mögliches Geld, ein mäßiges, billiges; ingleichen als ein Nebenwort für vielleicht, wie das Franz. peut-être.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 260.
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