Mondsüchtig

[274] Mondsüchtig, -er, -ste, adj. et adv. eigentlich, mit einer Krankheit behaftet, welche in ihren Anfällen von der Ab- und Zunahme des Mondes abhänget. Im engern und gewöhnlichsten Verstande nennt man nur diejenigen Personen mondsüchtig, welche des Nachts im Schlafe aufstehen, und allerley, oft sehr gefährliche Verrichtungen vornehmen, deren sie sich nach ihrem Erwachen gar nicht mehr bewußt sind, dergleichen Personen man auch Nachtwanderer, Nachtgänger, zu nennen pflegt. Ihre Krankheit richtet sich gemeiniglich nach der Mondswandelung, und ist um die Zeit des Vollmondes am heftigsten. Im Tatian manodichh, in den Monseeischen Glossen manod fallon, bey den spätern Schriftstellern mondisch, in dem 1523 zu Basel gedruckten neuen Testamente mönig, (S. Mönig,) lünig, Lat. lunaticus. Daher die Mondsüchtigkeit, diese Krankheit selbst, auch die Mondsucht.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 274.
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