Moräne, die

[280] Die Morǟne, plur. die -n, ein Nahme verschiedener eßbaren Fische. 1) Eines Seefisches, welcher dem Aale gleicht, von dem Linnee auch zu dessen Geschlechte gerechnet, und besonders in Italien häufig gegessen wird; Muraena Helena L. Er war schon zu der Römer Zeit unter diesem Nahmen als ein leckerhafter Fisch bekannt, obgleich andere die Muraenam der Alten für eine Lamprete halten. 2) Einer Art sehr schmackhafter Fische, welche, so viel man weiß, nur allein in dem See Madduje in Pommern unweit Werben im Amte Kolbatz gefangen werden. Sie sind so groß wie ein Lachs, dem sie auch in der Gestalt gleichen, nur daß sie weißer und nicht buntfleckig sind, auch größere Schuppen haben. Sie werden daher zum Unterschiede von andern Arten auch Lachsmoränen genannt; Salmo Muraena L. Einige halten sie bloß für eine Abänderung der folgenden. 3) Ein den Häringen ähnlicher Fisch, welcher zuweilen auch ihre Größe hat, zuweilen aber auch nicht größer als eine Sardelle ist. Er ist von Farbe weißlich, hat silberfarbene Schuppen, einen länglichen Kopf, große Augen, ein zartes und wohl schmeckendes Fleisch, und wird auch geräuchert. Sie haben außer dem Rückgrathe und Gerippe keine Gräthen, und werden in den Seen der Mark Brandenburg, Pommerns, und Schlesiens häufig gefangen. In dem letztern Lande heißen sie Murauen. Nach dem Linnee gehöret dieser Fisch zu den Häringen, bey dem Klein heißt er Trutta edentula, argentea tota squamis tenuibus inferiore mandibula resima. S. Richters Ichthyolog. S. 897. Eine kleine Art, welche in dem Sächsischen Erzgebirge sehr hoch geschätzet wird, heißt daselbst Fiedel.

Anm. Der Nahme dieses Fisches lautet bald Maräne, bald Moräne, bald auch Muräne. Die letzte Schreibart ist in Ansehung der ersten, den Alten schon bekannten Art die richtigste. Den Nahmen der dritten Art leiten einige von dem Brandenburgischen Städtchen Morine, fünf Meilen von Berlin her, in dessen Nachbarschaft sie häufig gefangen wird. Allein er scheint vielmehr von dem moorigen Aufenthalte, oder auch von seinem mürben (Nieders. mör) Fleische entlehnet zu seyn, welche Ableitung auch die Muräne der Römer leidet.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 280.
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