Mühe, die

[300] Die Mühe, plur. inus. eine jede Anstrengung der Kräfte, so wohl des Körpers, als des Geistes. 1) Eigentlich. Sich viele Mühe machen oder geben, d.i. seine Kräfte sehr anstrengen. Sich viele Mühe um etwas geben, um es zu erlangen. Er gibt sich viele Mühe um dich, Gell.


Und auf ein sinnlich Glück beflissen

Vergessen sie die Müh um ein unendlich Glück,

Gell.


Große Mühe mit etwas haben. Jemanden Mühe machen, verursachen. Viele Mühe auf etwas wenden. Das hat mir viele Mühe gekostet. Das wird Mühe kosten. Man hatte große Mühe (mußte viele Mühe anwenden) ihn wieder zu sich selbst zu bringen. Ich habe viele Mühe mit ihm gehabt.


Und freylich wird er Mühe haben,

Allein ich will erkenntlich seyn,

Gell.


Eine Mühe über sich nehmen. Ich nehme mir nicht die Mühe, (nehme sie nicht über mich, wende nicht die Mühe an,) zu ihm zu gehen. Wollten sie sich wohl die Mühe nehmen (über sich nehmen) zu mir zu kommen? Das kann mit leichter, mit geringer Mühe geschehen. Die Mühe sparen. Keine Mühe noch Fleiß sparen. Jemanden der Mühe, einer Mühe überheben. Sein Betragen überhob uns der Mühe, die Sache zu untersuchen. Es braucht nicht viele Mühe. Es ist nicht der Mühe werth; im Oberdeutschen, es steht nicht für die Mühe, in der vertraulichen Sprechart der Hochdeutschen, es lohnt der Mühe nicht, besser, es lohnt die Mühe, oder belohnt die Mühe nicht, S. in Lohnen. Was ist für die Mühe? was habe ich für die angewandte Mühe zu bezahlen?


Herr, sprach der gute Bauer,

Was soll für seine Mühe seyn?

Gell.


2) * Figürlich. Gram, Sorge, Kummer, Leiden, Plage u.s.f. eine im Hochdeutschen veraltete Bedeutung, welche noch zuweilen in der Deutschen Bibel vorkommt. Mir hast du viel Mühe gemacht mit deinen Sünden. Es. 43, 34.

Anm. Bey dem Notker Muohi, in der Schweiz Müy, im Nieders. wo die Bedeutung des Kummers, des Herzeleides noch gangbar ist, Moie, und mit einer andern Ableitungssylbe Moiheit, Moite, im Holländ. Moeite, im Schwed. Möda, im Dän. Moye, Mode, im Griech. μογος, wo auch μοτος, so wie das Schwed. Möda, Arbeit bedeutet, welche sich zugleich dem verwandten müde nähern. Unmoye bedeutet im Nieders. unnöthige Mühe. Es gehöret ohne Zweifel zu dem Zeitworte mähen, und bedeutet eigentlich Bewegung, und figürlich eine jede Anstrengung der Kraft. Der Plural die Mühen für Bemühungen, welcher bey einigen Schlesischen Dichtern des vorigen Jahrhundertes angetroffen wird, ist im Hochdeutschen ungewöhnlich.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 300.
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