Mürbe

[320] Mürbe, -r, -ste, adj. et adv. welches diejenige Eigenschaft fester Körper bezeichnet, da ihre Theile bey einer sehr geringen Gewalt leicht ihren Zusammenhang verlieren, wodurch sich dieses Wort von weich unterscheidet; im Gegensatze des fest. Ein mürber Stein, welcher sich gleichsam zwischen den Fingern zerreiben lässet. Das Holz ist mürbe, wenn es faul oder wurmstichig ist, daher dieses Wort auch zuweilen für brüchig gebraucht wird. Den Stockfisch durch Schlagen mürbe machen. Besonders in Beziehung auf das Kauen; im Gegensatze des hart. Mürbes Fleisch. Mürbe Äpfel, mürbe Birnen, mitia poma. Jemanden mürbe machen, figürlich, seinen Trotz, seine Widerspenstigkeit durch gewaltsame Mittel überwältigen, ihn biegsam, nachgebend machen; ingleichen, in weiterer Bedeutung, ihn matt machen.

Anm. Bey den ältern Oberdeutschen Schriftstellern ohne b mar, in den gemeinen Oberdeutschen Mundarten noch jetzt mar und mür, im Niederdeutschen mör, im Angels. mearu, mearwa, maerwa, im Franz. meur, im Schwed. mör, im Dän. mor, im Lappländ. morre. Es gehöret zu dem Worte Moor, Morast, Morsch, dem Lat. Marcidus, und andern dieses Geschlechtes, welche insgesammt eine Art der weichen Beschaffenheit andeuten. Die ältern Lateiner sagten marcus für mürbe. Wir haben von diesem Beyworte kein recht gangbares Hauptwort, so nothwendig solches doch oft ist. Im gemeinen Leben sagt man zuweilen die Mürbigkeit. Die Mürbe verdiente allgemein zu werden, zumahl da es schon in den Monseeischen Glossen vorkommt, wo es Muruui lautet.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 320.
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