Nachdem

[366] Nachdēm, eine Partikel, welche auf doppelte Art gebraucht wird.

1. Als ein Umstandswort, und zwar 1) als ein Umstandswort der Zeit, für hernach, in der vertraulichen Sprechart. Wir wollen es nachdem schon sehen, Gell. Denn nachdem kamen zwo von ihren Clientinnen in der Andacht zu ihr, ebend. Wenn[366] mir einmahl etwas fehlet, so sind mir nachdem auch die gesündesten Dinge schädlich, ebend. 2) Des Verhältnisses. Nachdem es kommt. Nachdem diese drey Stücke auf verschiedene Art verbunden sind, bekommen sie auch verschiedene Nahmen, so wie, die Leidenschaften sind verzehrend oder wohlthätig, je nachdem man sie regieret.

2. Als ein Bindewort, in Ansehung der Zeit, die Bestimmung auszudrucken, daß eine Sache nach einer andern geschiehet, geschehen ist oder geschehen soll; da es denn so wohl im Vordersatze, als Nachsatze stehen kann, alle Mahl aber den Indicativ bey sich hat. Ich will nun gerne sterben, nachdem ich dein Angesicht gesehen habe, 1 Mos. 46, 30. Erfreue uns wieder, nachdem du uns so lange plagest, (geplaget hast,) Ps. 90, 15. Nachdem er das gesaget hatte, verschied er. Nachdem er gestorben war, fanden sich viele Gläubiger ein. Am häufigsten wird es von einer vergangenen Zeit gebraucht, da es denn, wenn es im Vordersatze stehet, die Stelle des kürzern und der vertraulichern Sprechart geläufigern als vertritt. Von der gegenwärtigen Zeit sind im Hochdeutschen als und da, von der künftigen aber wenn üblicher. Man muß dieses Bindewort übrigens mit dem ganz verschiedenen demnach nicht verwechseln.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 366-367.
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