Nachfolgen

[371] Nachfolgen, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort seyn nebst der dritten Endung des Nennwortes erfordert, nach einem andern gehen, seyn oder geschehen. 1. Eigentlich. 1) Dem Raume nach, sich hinter einem Dinge her bewegen. Jemanden auf dem Fuße nachfolgen, ihm von weiten nachfolgen. Seine Blicke folgten ihm mit Thränen nach, sahen ihm nach. 2) Der Zeit nach. Der nachfolgende Wille Gottes, in der Theologie, der wirkliche Rathschluß von der Menschen Seligkeit, welcher sich auf das vorher gesehene Verhalten derselben gründet; im Gegensatze des vorher gehenden Willens. Die Strafe wird nicht ausbleiben, sie wird gewiß nachfolgen. Jemanden in einem Amte nachfolgen, dessen Amt überkommen; ihm in dem Besitze seiner Güter nachfolgen, dessen Güter bekommen. In beyden Bedeutungen ist auch nur das einfache folgen üblich, weil es die Bedeutung des Vorwortes nach schon in sich begreift. Nur um des Nachdruckes, um der Ründe der Rede, und zuweilen auch um der Zweydeutigkeit willen, wenn folgen auch für gehorchen verstanden werden könnte, wird das zusammen gesetzte dem einfachen vorgezogen. 2. Figürlich. 1) Nachahmen, einem andern Dinge ähnlich zu werden suchen. Folget ihrem Glauben nach, Ebr. 13, 7. Folge ihm darin nicht nach. 2) Jemandes Verhalten, Willen oder Lehre zum Grunde seines eigenen Verhaltens nehmen; nur in der biblischen Schreibart. Will mir jemand nachfolgen u.s.f. Matth. 16, 23. Und folgten andern Göttern nach, Richt. 2, 12. 3) Zu überkommen bemühet seyn; gleichfalls nur in der biblischen Schreibart. Folgest du der Gerechtigkeit nach, so wirst du sie kriegen, Sir. 27, 9. Viele werden nachfolgen ihrem Verderben, (werden ihrem Verderben nachfolgen,) 2 Pet. 2, 2.

So auch die Nachfolgung, wofür doch in zwey Bedeutungen die Nachfolge üblicher ist. In den beyden ersten figürlichen Bedeutungen wird auch das einfache folgen gebraucht. Nachfolgen bekommt, so wie das einfache folgen, in den gemeinen Mundarten, selbst Oberdeutschlandes, häufig das Hülfswort haben, mit welchem es auch so oft in der Deutschen Bibel angetroffen wird. Allein im Hochdeutschen ist seyn üblicher.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 371.
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