Nächst

[389] Nǟchst, die dritte Staffel des Beywortes nahe in der adverbischen Gestalt, welche vornehmlich eine dreyfache Bedeutung hat. 1. Des Ortes, etwas zu bezeichnen, welches sehr nahe bey und neben einem andern Dinge ist oder geschiehet, wo es denn bald als ein eigentliches Nebenwort gebraucht wird, bald auch als ein Vorwort. Als ein eigentliches Nebenwort muß es alle Mahl noch eine oder die andere Partikel zur nähern Bestimmung bey sich haben. Er saß zu nächst oder zu allernächst bey mir, er saß ganz nahe an mir, unmittelbar neben mir. Er wohnt hier nächst oder hiernächst, hier gleich in der Nähe. Welche Arten des Ausdruckes doch insgesammt nur im gemeinen Leben üblich sind, so wie diejenigen, wo es in Gestalt eines Vorwortes mit der dritten Endung verbunden wird. Dein Bruder saß nächst mir, ganz nahe neben mir. 2. Der Ordnung, des Ranges, etwas zu bezeichnen, welches in Ansehung einer Eigenschaft unmittelbar auf ein anderes Ding höherer oder besserer Art folget; in welcher Bedeutung auch das Vorwort nach gebraucht wird. Hier erfordert es alle Mahl die dritte Endung. Nächst dir ist er mir der liebste, nach dir. Du, den ich nächst den Göttern am meisten ehre, Geßn. 3. Der Zeit. 1) In Gestalt eines Vorwortes. Nächst dem oder demnächst, unmittelbar hierauf, der Zeit und Folge nach. Demnächst wird auch für so bald als möglich, mit nächstem gebraucht, S. Nächste. 2) Als ein eigentliches Nebenwort, für neulich, von einer vor kurzen vergangenen Zeit. Nächst, als ich im Garten war, neulich. Du glaubtest nächst, ich würde es nicht thun. Ihr wartetet nächst in der Nacht, Günth. S. Nächste, Nächstens und Nächten. So fern es andern Wörtern der Zeit beygefüget wird, z.B. die nächst vergangene Nacht, S. Nahe.

Anm. Im Nieders. nägst, negst, naast, im Dän. näst, im Schwed. näst, im Angels. und Engl. next. S. Nahe.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 389.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: